Geocaching: Qualität scheint gefragter denn je
Die Pandemiejahre bescherten Geocaching einen außerordentlichen Boom. Über 30 Prozent Zuwachs verzeichnete die High Tech Dosensuche und war so beliebt wie nie zuvor. Dann kam die die Ernüchterung: in den letzten Jahren ging die Anzahl der Geocacher stetig zurück, die Zuwächse schmolzen dahin. Hält dieser Trend weiter an oder gibt es Licht am Ende des Tunnels? Wir haben die aktuellsten Zahlen analysiert.
Als alteingesessene Geocacher betreiben wir bei geoclimbing seit vielen Jahren eine eigene Marktbeobachtung in Zusammenarbeit mit geocaching.com und project-gc. Denn wie alle Hobbies unterliegt auch Geocaching zahlreichen Trends und Entwicklungen – mit den Anfängen aus den frühen 2000er Jahren hat die Dosensuche heute nur noch wenig gemein. Technik, Volumen und Spieler haben sich grundlegend geändert. Sogar gesellschaftliche Trends beeinflussen die Dosensuche.
Wie also steht es aktuell um das Hobby? Das Wichtigste vorweg: zum ersten Mal seit Jahren geht es wieder aufwärts. Zwischen 2021 und 2023 war die Zahl der aktiven deutschen Geocacher um knapp ein Viertel zurückgegangen auf das Niveau von 2016. Der rasante Anstieg der Pandemie-Jahre war dahingeschmolzen, siehe auch dieser Blog Artikel.
Im letzten Jahr allerdings stieg die Anzahl der aktiven deutschen Geocacher um knapp 4 Prozent auf über 295.000. Aktuell sind damit mehr Geocacher aktiv als in den 2010er Boom-Jahren, das ist die gute Nachricht. Lässt man die Pandemie als „Ausrutscher“ außen vor, ergibt sich von 2019 bis 2024 ein fast geradliniger Aufwärtstrend.
Geocaching ist also als Hobby nach wie vor beliebt und kann sogar unter den besonderen deutschen Bedingungen bestehen. Denn die Anzahl der Geocaches in Deutschland blieb weitgehend gleich und liegt seit nunmehr 3 Jahren bei knapp 430.000 Dosen. Es scheint, als sei hierzulande schlichtweg kaum noch Platz. 13 Prozent aller Geocaches weltweit liegen in Deutschland, und mit einer Dichte von 1,2 Geocaches pro Quadratkilometer liegen wir im weltweiten Vergleich ganz weit vorne. Dies erzeugt ganz eigene Herausforderungen.
Easy Extreme gefragt
Ein Trend abseits der Zahlen hält seit Jahren an, nämlich die Rosinen aus dem Kuchen zu picken. Wenn es an jeder Ecke einen Geocache gibt, will man den entweder ohne Aufwand mitnehmen, oder man sucht nach den tollen Dosen. Letztere sind enorm gefragt, etwa in Form von Kalendercaches, die sich selbst immer mehr übertreffen.
Während in den 2010er Jahren Dosen mit schönen Konstruktionen (wie z.B. von „Die Helden“) tausende Favpoints ernteten, zieht das heute schon lange nicht mehr. Selbst „Die Kinder des Buchbinders“ mit ihrer tollen Storyline scheinen angestaubt oder Tekkie-Nabelschauen wie „Da Zenzi Code“ aus der Zeit gefallen – im Anbetracht von dem, was neuerdings im High-End-Dosenbereich abgeht, etwa Wahnsinnsdosen wie „Montecristo“, „Vergißmeinicht“. Oder dem neuesten Shit: ultra-aufwendige Multistage Themen-Abenteuer in eigens geschaffenen Räumen mit richtiger Dramaturgie, jahrelanger Vorbereitung und enormem technischen Aufwand. Bestes Beispiel: „Die geheimen Gänge von Hogwarts“, der aktuell wohl abgefahrenste Geocache in Deutschland.
Es scheint, als ob extreme Dosen im Sinne von Aufwand immer beliebter werden, allerdings mit wenig körperlicher Anstrengung. Mehr dazu weiter unten.
Weltweiter Zuwachs
Auch weltweit sind die Geocaching Aktivitäten nach Jahren der Rezession wieder gestiegen: 2024 verzeichnete zum ersten Mal seit vier Jahren ein leichtes Plus von knapp 3 Prozent. Davor war die Zahl der aktiven Geocacher um 17 Prozent zurückgegangen. Aktuell gibt es weltweit etwa 1,8 Millionen aktive Geocacher*, davon allein gut 16 Prozent aus Deutschland.
Weltweit existieren derzeit 3,35 Millionen Geocaches, und auch hier ist der Zuwachs wie in Deutschland nur marginal – es scheint, als ob auch weltweit Geocacher vermehrt Dosen suchen wollen anstatt selbst zu legen. Während es vor 8 Jahren noch 2,1 Dosen pro Cacher gab, sind es jetzt nur noch 1,8. Das geht soweit, dass wir auf unseren Kursen schon seit Jahren gefragt werden, ob Geocaches nicht von Groundspeak gelegt werden – manche Newbies wissen gar nicht, dass die Dosensuche ein interaktives Abenteuer ist.
Ein auf den ersten Blick hochstabiles Bild ergibt sich bei der Entwicklung der T5 Geocaches: seit Beginn unserer Aufzeichnung liegen die in Deutschland zwischen 12.000 und 13.000 Dosen. Kein Vergleich zu den USA: dort sind die T5 Dosen seit 2020 um fast 19 Prozent angestiegen.
Doch Quantität ist nicht Qualität: während vor 10 Jahren T5 Dosen oft echte Klettercaches waren, kann man heute mit einer Angel die Matrix vollmachen oder über einen nach wie vor beliebten Challenge Cache, bei dem die Gesamtleistung in die T Wertung einfließt, die Dose aber am Boden liegt – ein übrigens besonders deutsches Phänomen.
T5 Geocaching: radikaler Wandel
Diese Entwicklung geht einher mit dem Easy Extrem Trend, siehe oben: tolle Dosen mit möglichst wenig körperlichem Aufwand – ein Trend, den wir seit Jahren beobachten und letztes Jahr ausführlich beschrieben haben. Einer unserer Kursteilnehmer über seinen T5 Buddy, mit dem er früher extreme Dosen gemacht hat: „Seit der Pandemie liegt der nur noch auf dem Sofa!“
Gefährliche Dosen mit Klettereinlage sind zwar nach wie vor beliebt, das sehen wir an begeisterten Kursteilnehmern. Die Extemdosen werden aber seltener besucht, was zu einem echten Dilemma führt:
- viele tolle T5 Dosen sind über 10 Jahre alt und stammen aus der „wilden“ Zeit, wo jeder Cache einfach durchgewunken wurde
- diese Dosen altern, sind häufig schlecht in Schuss, die Owner nur noch wenig/gar nicht mehr aktiv
- die Folge: anstatt selbst nachzuhelfen (z.B. neues Logbuch, Dose) loggen unerfahrene Cacher „benötigt Aufmerksamkeit des Reviewers“. So landen die Dosen unwiederbringlich im Archiv
Dieser Trend fällt uns mittlerweile derart selbst beim Klettern auf, dass wir überlegen, in unsrem Shop ein kostenloses Dosen-Rettungskit anzubieten für engagierte Dosenretter. Denn es ist heutzutage viel einfacher, eine bestehende Dose am Leben zu erhalten, als eine neue zu legen.
Was meinst du zu einer solchen Aktion? Gib doch mal einen Kommentar unten, danke! Mehr dazu dann in einem späteren Blogartikel.
*aktiver Geocacher ist laut Groundspeak ein Cacher mit mindestens einem found im Kalenderjahr. Alle Daten ermittelt von Groundspeak/project-gc und geoclimbing.de
Die Idee finde ich gut.
Man muss die Cacher entsprechend sensibilisieren.
Wir haben selbst auch immer ein „Rettungskit“ dabei.
Es ist Schade um jeden T5.
Gut wäre auch die Möglichkeit der Adoption von Ownern, die nicht mehr aktiv sind.
Grüße
Thomas / Nebelwanderer
Ich bin zwar neu in der T5 Kletterszene, aber das habe ich bereits gelernt, Petlinge und Logbücher gehören in die Hüftetasche.
Das Dosenretterset find ich Klasse. Nicht lang reden – machen.
Die Idee ist gut. Meiner Erfahrung nach mangelt es oft an Wissen, wann was zu tun ist und wann was nicht. Viele wissen zum Beidpiel gar nichts von der Möglichkeit, dass GCs zur Adoption angeboten werden können, geschweige denn, wie hier der Ablauf ist.
Hier wäre für T5 und besondere „Dosen“?(betrifft z. B. auch Oldies, Sichwort Jasmer-Chsllrnge) sicher eine Art Appell mit Aufklärung und Sensibilisierung mit einem klaren, einfach verständlichen „Leitfaden“ und Step-By-Step-Anleitung für To-Do‘s oder „Not-To-Do‘s“ hilfreich.
Die Idee mit dem Dosen-Rettungskit finde ich super! Und zwar genau aus dem Grund, dass es kaum noch neue Kletter-T5er gibt und die Owner von den alten nicht mehr wollen oder vielleicht auch einfach nicht mehr können. Sobald ein NA-Log raus ist, muss der Owner eine Wartung loggen. Tut er das nicht, landet die schöne Dose im Archiv, auch wenn sich andere um den Dosenerhalt gekümmert haben. So sind die Regeln, an die sich die Reviewer halten müssen, obwohl sie sogar selber Kletterer sind. Den Fall hatten wir gerade.
Ungünstig ist auch, wenn unerfahrene oder unbelehrbare Nicht-Kletterer einen DNF loggen, nur weil sie nicht an die Dose dran gekommen sind. Dann wird irgendwann ein Reviewer wegen des Health-Score auf die Dose aufmerksam und deaktiviert sie. Da hilft nur anschreiben und aufklären. Manchmal hilft es, manchmal nicht.
Eine Idee wäre auch, wenn einem Cache das Archiv droht und sich der Owner nicht mehr meldet, diesen durch einen Reviewer zur Adoption freizugeben. Zeitraum 2 oder 3 Wochen. Entweder es findet sich dann einer, der den Cache übernehmen will oder es ist wirklich Zeit für das Archiv. Es gibt ja auch Fälle, dass es wirklich nicht mehr weiter geht und die Dose Platz für neue Ideen machen sollte.
Ja, Judith gut erkannt. Deshalb denken wir nicht nur an ein Rettungskit, sondern eine ganze Aktion mit richtigen Verhaltensregeln, Vorgehensweisen etc. Es ist eben viel einfacher, eine tolle Dose zu erhalten, als eine neue zu legen. Ob man allerdings Reviewer dafür ins Boot holen kann, wird wohl eher schwierig. Seit Jahren plädieren wir dafür, dass es spezialisierte, überregionale Reviewer gibt für den T5 Bereich. Wir kennen einige, die selbst klettern.
Gehe ich voll mit.
Ich bin auch ein Retter von verwaisten T5ern wo es nötig und möglich ist.
Das nur der aktuelle Owner eine Adoption anstoßen kann finde ich auch sehr schade.
Entweder müssten die Reviewer da offener werden bei Anfragen oder wenn erkennbar ist, das der aktuelle Owner z.B. X-Jahre nicht aktiv war, das man dann eine offizielle Anfrage zur Adoption stellen kann.
Ein spezieller T5-Reviewer wäre Sinnvoll. Dann würde sich auch das Thema Angel-T5er erübrigen und geregelt werden.
Für meinen Youtube-Kanal (@OllisWelt) habe ich auch diverse T5-Watchlisten und wundere mich immer wieder über Logs von Cachern die eine Dose in 25m Höhe gesehen haben und Fund loggen oder eben ein „ich komme nicht ran“ oder sogar ein NM oder NA.
Ich wünsche mir das die T5-Szene noch lange klettert, paddelt usw. und das die T5-Welt so vielfältig bleibt.
Ich habe noch einige auf der ToDo-Liste 😉
Grüße
Olli