230 Artikel: das komplette Seilkletter-Wissen
Wie organisieren sich Kreativlogger?
Vor 2015 tauschte man sich über Datenbanken-Listen aus mit teilweise zehntausenden Finalcoords, auch Lösungswege oder Logfotos. Draußen an der Dose loggte einer, schrieb nicht anwesende Cacher mit ins Logbuch. Diese loggten vom Schreibtisch aus.
Danach wurden Kreativlogger raffinierter, denn Ziel ist stets, möglichst viele Geocaches zu loggen mit immer weniger Aufwand. Das geht so:
- ein Kreativ-Team legt eine Statistikrunde über einen eigens geschaffenen Geocaching-Account. Beim Legen teilt man sich auf.
- In jedem Logbuch sind bereits alle Geocacher der gesamten Gruppe eingetragen. So kann jeder die komplette Runde loggen.
- Vorteil der selbst gelegten Runden: man kann jegliche D/T Kombis, Cachearten etc. wählen und eine große Cachemenge erreichen, z.B. die archivierte Paddelrunde um GC70GW3 (250 Dosen)
Ab 2015 etablierte sich ein länderübergreifendes „Familien“-System. Das „Familienoberhaupt“ rekrutiert neue Familienmitglieder, die legten Dosen aus und gestatteten als Gegenleistung der gesamten Familie, diese von zu Hause aus zu loggen. Die Familie war clever, dachte sich kreative Log-Märchen aus, die den Anschein erweckten, als wäre man vor Ort gewesen und hätte alles mögliche erlebt. Selbstverständlich durften die neuen Familienmitglieder auch die gesamten Cacherunden der Familie vom Schreibtisch aus loggen. Sie standen zwar nicht im Logbuch, das interessierte aber keinen.
Wunderte sich ein ehrlicher Cacher über fehlende Logbucheinträge, und beschwerte sich beim Owner, kam er nicht weit. Denn der war ja Familienmitglied. Es wurde nicht geantwortet, abgewiegelt oder sogar ehrliche Logs gelöscht.
Die Kreativlogger-Familie gestattete sich also gegenseitig Logs ohne Vorort-Anwesenheit und sogar ohne Eintrag im Logbuch. Typisches Beispiel war die Paddelrunde um GC80X56 (ca.100 Dosen). Zuweilen legte die „Familie“ Cacherunden nur so lange, bis alle Mitglieder geloggt hatten.
Weil dieses Verhalten nicht unentdeckt blieb, ging Groundspeak seit 2020 stärker gegen solche Strukturen vor.
So unterhaltsam solche Stories sind – die Motive sind egoistisch. Geocacher laufen Gefahr, sich von Gemeinschaft, Natur und Suchfreude zu entfernen.