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Welche Ausrüstung benötige ich für die Höhle?

Höhlenausrüstung unterscheidet sich grundlegend vom üblichen Kletterzeug. Letzteres reicht vielleicht noch in kleinen Höhlen. Bei Befahrungen von einem halben Tag und länger und Seillängen von über 50 m reicht das normale Zeug kaum noch aus, denn:

  • Höhlen sind dreckig: der Schmutz ist extrem feinkörnig und verdreckt die Ausrüstung massiv
  • Man muss krabbeln, kriechen, zwängen: dabei schleift man seine Ausrüstung über Felsen, Vorsprünge und Schmutz. Und weil es eng zugeht, muss die Ausrüstung schlank sein und platzsparend

Next Level Zeug

Höhlenausrüstung muss ein Mehrfaches aushalten gegenüber dem Standard-Kletterzeug. Außerdem bewegt man sich unter Tage in völliger Dunkelheit, was sicherheitsmäßig ein echtes next level ist.

  • Höhlengurt: Gurte für die Höhle haben wenig/gar keiner Polsterung, da Polster zu dick auftragen, schwer zu reinigen sind und schnell kaputt gehen. Höhlengurte sind dagegen besonders robust, einfach zu reinigen und eng anliegend. So kommt man auch durch Engpassagen ohne Hängenbleiben
  • Karabiner: in der Höhle werden fast ausschließlich robuste Stahlkarabiner eingesetzt, vorzugsweise Schraubkarabiner, deren Verschlüsse am wenigsten dreckempfindlich sind.  Auch setzen Höhlengänger fast immer Stahlmaillons ein, etwa als Einbindeöse am Gurt oder Verbindungslanyard zur Handsteigklemme
  • Aufstiegsausrüstung: Für den Seilaufstieg wird fast ausnahmslos die schlanke, körpernahe Bruststeigklemme eingesetzt, gerne in Kombi mit Fußsteigklemme. Auch das Handsteigklemmenset wird so schlank wie möglich gehalten mit Maillons anstatt Karabiner und Verbindungslanyards ohne dick vernähte Augen
  • Abseilgerät: da Höhlenseile übel verdrecken, müssen Abseilgeräte das verarbeiten können. Deshalb sind fancy Halbautomaten wie Petzl I’D fehl am Platz. Eingesetzt werden offene Vollmetallgeräte wie Petzl Stop oder ISC A-B. Solche Geräte sind schmal, einfacher zu reinigen und Dreck bleibt weniger im Gerät hängen. Für erfahrene Höhlenfreaks stellt Petzl das Stop sogar als Variante ohne Hebel her (Petzl Simple), das dann wie ein Abseilachter funktioniert. Als Hintersicherung werden Stahlkakarbiner-Umlenkungen am Gurt eingesetzt. Nach wie vor extrem beliebt im Speleo Bereich sind einfache Abseilgeräte wie Achter, weil diese offenen, simplen Konstruktionen mit Dreck am besten klar kommen. Hintersichert wird gerne mit dem robusten Petzl Shunt.
  • Seil: Höhlenseile haben meist geringere Durchmesser (unter 10 mm), da Seile bei Nässe und Dreck dicker werden. Auch haben sie oft einen höheren Mantelanteil, damit Schmutz nicht so schnell in den Kern eindringen kann. Schließlich sollen Höhlenseile eine möglichst geringe Dehnung haben für bessere Effizienz, insbesondere in Engpassagen, wo jeder Zentimeter zählt
  • Helm: selbst bei Helmen greifen viele Höhlengänger auf spezielle Modelle zurück ohne Styropor-Inlay und stattdessen mit Innenkorb. Bei Nässe können sich erstere auf Dauer lösen. Besonders geachtet wird auf eine sichere Befestigung der Stirnlampe (darf keinesfalls verloren gehen), und manche Hersteller bieten sogar Helme an mit verschraubten Stirnlampenbefestigungen. Alles ist auf extreme Belastung ausgelegt
  • Kleidung: Overalls sind für die Höhle die beste Kleidung, da sich am wenigsten Kleidungsteile verschieben können. Man vermeidet so das Dreck-Eindringen bis auf die Unterhose. Höhlenoveralls ( “Schlaz”, Abkürzung für Schleifanzug) haben robuste Nylon-Außenhaut und Verstärkungen an beanspruchten Stellen. Knie- und ggf. auch Ellenbogenschoner sind sehr empfehlenswert. Handschuhe sollten Nässe aushalten, und man sieht immer wieder Handschuhe mit langen Stulpen bis auf den Unterarm
  • Licht: dem Licht wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt, denn das darf unter keinen Umständen ausfallen. Oft werden spezielle Stirnlampen direkt am Helm festgeschraubt, damit sie nicht verloren gehen. Höhlengänger-Teams verwenden gerne dasselbe Lichtsystem, damit alles im Notfall austauschbar ist. Stirnlampen müssen verlustsicher am Helm befestigt werden, wasserdicht sein und auch mit Handschuhen gut bedienbar. Der Lichtkegel muss für enge Passagen sehr breit und gleichmäßig streuen können, weshalb es spezielle Höhlenlampen gibt, etwa von Scurion oder Petzl. Höhlen-Teams haben häufig eine Backup-Lampe dabei (Batterien/Akkus sowieso), denn der Verlust des Lichts kann lebensgefährlich sein
  • Neopren: wasserführende Nass-Höhlen sind noch einmal ein anderes Ding. In der Regel benötigst du einen warmen Neoprenanzug (4 Wege Stretch, mindestens 3-5 mm Halbtrockenanzug) unter deinem Schlaz, denn Wassertemperaturen in unseren Breiten liegen meist im einstelligen Bereich

Höhlenausrüstung findest du in unserem Shop im Speleo Bereich.