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Was ist der Normsturz?
Der Normsturz ist ein standardisierter Labor-Sturz, um die Sicherheitsreserven eines Seiles zu testen. Du findest die Angaben auf der Packung deines Seiles. Dort steht, wie viele Normstürze dein Seil im Neuzustand aushält. Die Normsturz-Prüfung ist Pflicht für alle in Europa verkauften Seile.
Es gibt einen Normsturz für Dynamikseile sowie einen für Statikseile. Der für Dynamikseile ist weit härter: dabei wird 2,35 m langes Seilstück an einem Ende fixiert und über eine Kante geführt mit dem Durchmesser eines Karabiners. Dann wird ein 80kg Gewicht am anderen Ende befestigt, das Gewicht 2,3m über die Kante gehoben (Seil steht steil nach oben) und fallen gelassen. Die Sturzhöhe beträgt also 4,7m (Sturzfaktor 2). Dabei darf das Seil frühestens nach 5 Stürzen reißen und die dynamische Dehnung maximal 40% betragen.
Beim Normsturz für Statikseile geht man anders vor: Das Statikseil wird nicht über eine Kante geführt, sondern an einem Deckenpunkt befestigt. Die Seillänge beträgt 2m, am anderen Ende ist ein 100kg-Gewicht befestigt. Das Gewicht wird bis zur Befestigung angehoben und fallen gelassen. Die Sturzhöhe beträgt also 2m (Sturzfaktor 1). Das Statikseil muss mindestens 5 Stürze aushalten. Bei Statikseilen unterscheidet an außerdem zwischen Typ A und Typ B Seilen. Bei Typ B Seilen wird ein 80kg Gewicht verwendet.
Die Sturzenergie bei einer Prüfung für Statikseile liegt fast 50% unter der für Dynamikseile. Das liegt daran, dass Statikseile nicht aktiv für Stürze vorgesehen sind, was ja auch der Realität entspricht: als Seilkletterer hängen wir nahezu ständig dran.