“Ey, ich hab voll gebremst und das Ding ist einfach weitergerutscht!”
“Wenn ich am Seil hänge, rutscht mein Gerät ganz langsam durch”
“Mann, ich hab gezerrt wie ein Wilder und es ging nichts voran!”
Tatsächlich funktionieren Abseilgeräte nicht immer hundertprozentig wie erwartet. Die Gründe sind meist wenig sicherheitsrelevant und nur nervig.
Seil
Neue Seile sind glatter als gebrauchte und damit schneller. Wer 10mm oder gar darunter einsetzt, hat stets eine flotte Fahrt vor sich und sollte sehr vorsichtig mit dem Gerät umgehen – sofern dieses überhaupt für diese Durchmesser vorgesehen ist (steht auf dem Gerät/Gebrauchsanweisung). Auch ist es ein Unterschied, ob du das Gerät oben einlegst oder knapp über dem Boden. In ersterem Fall hast du ein, zwei Kilo Restseil unterhalb des Geräts. das hat einen so großen Bremseffekt, dass einige Hersteller sogar eine maximale Seillänge angeben.
Abseilgeschwindigkeit
So richig runterdonnern sieht megacool aus. Leider wird der Bremsweg erheblich länger, so dass wir einige Unfälle kennen von zu spätem Bremsen. Auch werden Seil und Gerät erheblich mehr beansprucht. Lieber elegant runter als schnell!
Geräte
Petzl I´D: Wir kennen (Un-)fälle mit dem I´D mit stets der gleichen Beschreibung: das Gerät hätte beim Abseilen und dann Zumachen nicht reagiert. Die Geräte, die wir zur Untersuchung hatten, waren allesamt verschlissen. Das I´D hat einen Verschleißindikator (steht in der Gebrauchsanleitung), den man dringend berücksichtigen sollte. Ab etwa 4.000 Seilmetern wird der Verschleißeffekt spürbar mit immer geringerer Bremswirkung. Das gilt übrigens für alle Geräte
Edelrid Eddy/Bornack und Skylotec Lory: bei diesen baugleichen Geräten bleibt der Griff nach ausgelöster Paniksicherung in der “Offen”-Stellung stehen. Beim zu zaghaften Zurückdrücken (und gleichzeitigen Loslassen) kann der Griff in einer ungünstigen Position verharren, das Gerät rutscht durch. Lösung: Die Bremshand unterhalb des Geräts stoppt diesen Effekt. Richtiges Abseilen mit Bremshand lernst du auf unserem Grundkurs
ISC A-B: das A-B kann manchmal ganz leicht durchrutschen oder beim Abseilen schwergängig sein. Ursache ist der bewegliche Bremsnocken – an sich eine geile Erfindung, da er sich selbst justiert und ganz erheblich länger hält als bei anderen Geräten. Allerdings hat ISC es mit den Fertigungstoleranzen zu gut gemeint: die beiden Gehäusewände klemmen den Bremsnocken manchmal ein, und je nach Position rutscht man etwas durch oder blockiert. Abhilfe schafft in fast allen Fällen regelmäßiges Ölen der Achse sowie den Seitenwangen des Bremsnockens. Dann ist das Gerät super
CT Sparrow: …ist ein sehr gutmütiges Gerät, mit dem man nahezu unmöglich zu schnell werden kann. Wer es drauf ankommen lässt und den Hebel weit öffnet, wird abgebremst. Diese Funtion ist gewollt und kein Fehler
Tube und Achter: verwendet man diese am Doppelstrang, kann das Abseilen wegen der hohen Bremswirkung zur Qual werden, insbesondere bei leichten Personen und dicken Seilen. Da diese Geräte für das Sportklettern gebaut werden und dort Seildurchmesser unter 10mm üblich sind, sind die Seildurchmesser der Seilkletterer (10,5mm) an der Obergrenze des Geräts – es bremst mehr. Dennoch empfehelen wir in allen Fällen eine Hintersicherung, nur so kann man freihändig agieren
Petzl GriGri: das Grigri II hatte kurz nach seinem Erscheinen im Jahr 2011 einen Konstruktionsfehler. Beim Abseilen brach eine interne Feder, der Hebel blieb offen stehen und man rutschte durch. Der Bremseffekt war nur der eines Abseilachters. Der Fehler betraf alle Grigri II Geräte, deren erste 5 Zeichen der Seriennummer zwischen 10326 und 11136 begannen. Für diese Geräte bot Petzl einen kostenlosen Austausch an