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Wurfsäckchen: Kauf- und Praxistipps
Wurfsäcke/Wurfbeutel bringen deine Wurfleine in den Baum/über ein Hindernis. Wir finden es kreativ, wenn Seilkletterer übergroße Muttern, gestopfte Strümpfe, mit Sand befüllte Tennisbälle als Wurfgewicht nutzen. Auf Dauer sind echte Wurfsäcke aber überlegen: kompakt, klein, gut zu werfen.
Wurfsäckchen sind Verbrauchsartikel! Sie sind hohen Belastungen ausgesetzt, etwa beim Aufprall auf den Boden. Auch werden sie über Gestrüpp, Holz und Beton gezogen – das haut das stärkste Teil um. Zum Glück liegen die Preise meist unter 20 Euro.
Gewicht
Wir finden 250g Säckchen zu leicht – oft kommt durch hohe Reibung am Objekt/Gewicht der Wurfleine nicht mehr runter. 300 oder 350g Einstiegsgewicht sind optimal. Je schwerer, desto besser rutscht die Leine – spätestens bei rauen Rinden und/oder Nässe wichtig. Für besondere Situationen (z.B. Vorstieg) sind 400g Säckchen optimal.
Mit schweren Säckchen kann man nicht so hoch einbauen, sofern man die Big Shot einsetzt. Handwerfer haben weniger Probleme, da schwere Säckchen in der Pendelbewegung auch höhere Schleuderenergie erzeugen.
Konstruktion
Je schlanker das Säckchen und je kleiner der Ring, desto besser läuft es über Astgabeln. Allerdings platzen kompakt genähte Wurfsäckchen schneller beim Aufprall auf den Boden.
Wurfsäcke sollten deshalb nicht prall gefüllt sein, damit sich der Inhalt beim Aufprall ausdehnen kann. Sehr verbreitet sind doppelwandige Wurfsäcke, gute Hersteller nähen den inneren Sack (mit der Füllung) kleiner, ein sogenannter differential cut.
Das beste Material für das Innensäckchen ist unserer Meinung nach Gummi. Es dehnt sich perfekt aus, giftiger Bleistaub kann kaum austreten. Unseres Wissens sind die von uns verkauften Wurfsäckchen die einzigen in Europa mit dieser Bauart. Sie halten deutlich länger.
Einfach genähte Wurfsäcke ohne Doppelwandsystem sollten keinesfalls mit Blei gefüllt sein, da der giftige Bleistaub sehr bald austritt. Edelrid etwa stellt einwandige Säckchen her mit umweltfreundlichen Stahlkugeln. Die sind zudem magnetisch und gut geeignet für Wurfleinen-Rückhol-Tricks (zeigen wir im Advancedkurs). Leider sind Stahlfüllungen voluminöser.
Wurfgewichte: zuweilen findet man anstatt Textilsäckchen kompakte Wurfgewichte aus Stahl. Wir haben viele Tests gemacht und ein gespaltenes Verhältnis. Vom Werfen her fühlen sie sich etwas präziser an. Herunterfallende Wurfgwichte können allerdings übel verletzen, da sie sich nicht verformen. Das ist auch der Nachteil in der Astgabel, denn dort bleiben sie schneller hängen.
Praxistipps
- Das Wurfsäckchen kommt nicht herunter: Deine Wurfleine bleibt im Baum oder sonstigen Hindernissen hängen. Die Reibung ist zu hoch. Wir zeigen auf Kursen zahlreiche Lösungs-Tricks. Generell gilt: versuche das Säckchen durch Schnippen etc. herunter zu bekommen. Zurückziehen hingegen kann das Problem verschlimmern
- Säckchen kommt langsam und in einiger Stammentfernung runter: du hast kleine Ästchen oben eingebaut, die dich nicht tragen. Die Leine niemals zurückziehen. Stattdessen den Verlauf kontrollieren, Leine vom Boden aus korrigieren oder neu einbauen
- Leine läuft nicht optimal/nicht getroffen: so wenig wie möglich mit Säckchen dran zurückziehen! Lieber unten Säckchen abmachen und Leine dann neu einbauen.
- Säckchen hat graue Ränder: Bleistaub tritt aus. Blei ist ein nerventoxisches Schwermetall und kann über deine Hände/durch Einatmen in den Körper gelangen. Säckchen fachgerecht entsorgen (Sondermüll)
- Gute Leine verwenden: je höher du einbaust, desto glatter und leichter (unter 2,5g/m) sollte die Leine sein. Unsere Supa Line ist die glatteste uns bekannte Leine.