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Ist Fertigung in Asien schlecht?
In den letzten Jahren fertigen selbst namhafte Kletterausrüster vermehrt in Asien. Der Grund sind die Kosten, die trotz langer Transportwege niedriger sind als in der EU.
Was gerne als “Ausbeuterei” und “Geldgeilheit” bezeichnet wird, darf man nach unserer Meinung differenzierter sehen. Nicht jede Asien-Herstellung ist schlecht, und am Schluss darfst du selbst entscheiden, was dir wichtig ist. Selbst Patagonia, Deuter, Edelrid oder vauDe fertigen in Asien – Marken, die für ihr Umwelt- und soziales Engagement bekannt sind, und dies dort auch umsetzen.
Pro Asien Fertigung
- Know-how gerade im Textilbereich, das weltweit führend ist
- Preise sind niedriger
- kaum Arbeitskräftemangel
- in eigenen Werken vergleichsweise hohe Umwelt- und Sozialstandards (z.B. Edelrid, Deuter)
Contra Asien Fertigung
- lange Transportwege auf fossiler Energiebasis
- weniger Flexibilität
- hohe Qualitätsschwankungen möglich
- in einigen Werken geringe Umwelt- und Sozialstandards
- Wertschöpfungskette bleibt nicht vollständig in der EU
- ggf. politische Instabilität
Bei Asien-Produkten kommt es nach unserer Meinung vor allem darauf an, wo genau hergestellt wird. Verantwortungsvolle Marken suchen sich daher eine Fabrik nicht nur nach Preis aus, sondern sind auch interessiert in Sozial- und Umweltstandards sowie in langfristigen, vertrauensvollen Kooperationen – manchmal sogar in Form von Umweltprojekten. Auch spielt die politische Stabilität eine immer wichtigere Rolle.
Viele EU Hersteller sehen sich mittlerweile fast gezwungen, ihre Fertigungen zu verlegen – denn häufig finden sie keine Arbeitskräfte mehr. Insta-Star werden ist halt cooler als täglich in der Produktion zu stehen.
- Vietnam: … mausert sich immer mehr zum Textil-Hotspot. Fertigungsstandards sind vergleichsweise hoch, Know-how ebenfalls. Die langjährige Frankreich-Kolonie hat unter der jungen Bevölkerung (trotz Vietnam-Krieg) eine erstaunlich West-Orientierung. Vor allem Gurte, Schlingen und Taschen kommen vermehrt dort her
- China: praktisch alle Fake-Artikel, die unseren PSA Prüfern unter die Finger kamen, stammten aus China. Die textilen Fertigungsschwankungen sind enorm – von in der EU nicht verkehrsfähigen Produkten bis hin zu anständiger Qualität. China-Fertigung kommt daher bei Kletterausrüstern in der Regel nur imi Accessoire-Bereich vor
- Taiwan: der politische Underdog mausert sich zur Nummer eins bei allen Metall-Artikeln, und die Qualität ist mittlerweile oft ansehnlich. Karabiner aus Taiwan sind eher Standard geworden als Ausnahme. Unseren PSA Prüfern kommt immer seltener schlechte Qualität unter die Augen. Einige Hersteller wie Edelrid vertrauen mittlerweile fast vollständig auf Hardware aus Taiwan
- Pakistan: ist Handschuh-Land. Praktisch alle Kletterhandschuhe kommen von dort; letztere werden einfach überhaupt nicht mer in der EU hergestellt, denn der Nähaufwand ist enorm, der Preis wäre unerschwinglich
- Europäische Union: die Fertigung unterliegt hohen Standards, und man hat die Gewissheit, qualitativ hochwertige Produkte zu erhalten. Tschechien ist wegen dem Know-how und der langen Tradition nach wie vor beliebt bei der Textilherstellung, etwa Gurte, Schlingen und Seile. In Deutschland wird außer Seilen (Edelrid) kaum noch gefertigt. Ab und zu gibt es kleine Manufakturen für Spezialartikel wie Gürtel, Haken etc. In Frankreich werden sowohl Seile (Beal), als auch Hardware hergestellt (v.a. Petzl). Karabiner, Rollen und Hardware kommt ebenso aus Italien (CT, Grivel, Kong, teilweise Camp), auch der Helm-Hersteller Kask produziert dort. Die Highend-Marke DMM stellt ausschließlich in Wales her, auch ISC kommt aus dem (Brexit-geplagten) Königreich.
Bei geoclimbing bevorzugen wir – wenn möglich – Produkte aus der EU, müssen uns allerdings auch eingestehen, dass das nicht immer möglich ist.