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Der Baumpfleger – vom Swinger zum Gehölzmanager

Etwa 70 Prozent aller Kletter-Geocaches in Deutschland sind in Bäumen. Baumpfleger bewegen sich von Berufs wegen darin.
Der Baumpfleger unterscheidet sich vom Industriekletterer: meist hat er einen Beruf gelernt, der nah am Thema ist wie Gärtner, Landschaftspfleger etc. Das Baumklettern macht er aus Leidenschaft. Baumpfleger sind flexibler als Industriekletterer, probieren neue Ausrüstung/Techniken aus, die nicht immer zertifiziert sind bzw. den Vorgaben der Berufsgenossenschaften entsprechen. Das führt zu Diskussionen.
Mitten im Wald trifft man den Baumpfleger nicht an, dort arbeitet die Forstwirtschaft. Sein Revier ist der öffentliche Raum – Straßen, Parks, Gärten. Die Tätigkeits-Grenzen des Baumpflegers sind fließend. Häufig ist der Alltag bestimmt durch gewöhnliche Grünarbeiten. Das baumschonende Herumschwingen am Seil ist die Kernkompetenz kletternder Baumpfleger.
Allerdings bekommen sie Mechanisierungs-Konkurrenz: es gibt immer mehr Technik in Baumärkten und ausgefeiltere Grünmaschinen. Die kann mit billigerem/weniger Personal bzw. wenig ausgebildeten Menschen eingesetzt werden.
Die vom Baumpfleger bekletterten Bäume unterscheiden sich von den Geocacher-Bäumen: Park- und freistehende Bäume haben niedrigere Äste. Für den Baumpfleger sind lange Kletteraufstiege weniger wichtig als Horizontalbewegungen.
Da Natur- und Artenschutzbestimmungen in den letzten Jahren zugenommen haben, profitiert der Baumpfleger und findet sich häufig in der Position des Inspekteurs: Schadensgutachten erstellen, Zustandsberichte verfassen, Schnittempfehlungen geben, Höhlenbrüter kartieren – Baumpfleger werden immer mehr zu Baum-Managern, Baum-Kompetenz könnte in Zukunft wichtiger werden als Kletter-Kompetenz.
 
Wie sich Baumpfleger sichern
Im Gegensatz zum Industriekletterer spielt beim kletternden Baumpfleger die dynamische Bewegung am Seil eine höhere Rolle. Hier ähnelt er dem fortgeschrittenen Geocacher. Eine Aufstiegs-Sicherung mit zwei Seilen (wie Industriekletterer) wäre zu hinderlich. Baumpfleger entdecken immer mehr die Single Rope (SRT) Technik der Geocacher: ein am Baumfuß/in der Astgabel befestigtes Einfachseil für den Aufstieg/Abstieg. Teilweise wird darin auch gearbeitet, manchmal wird oben umgebaut auf umlaufende Seile (nähere Erläuterung hier). Traditionell sind auch voll umlaufende Techniken (MRT) im Einsatz. Bei Verwendung der Säge sichert sich der Baumpfleger über eine Kurzsicherung (“Stropp”).
Die Sicherungs-Geräte und -techniken sind einfacher (aber teurer) als beim Industriekletterer. Der Baumpfleger arbeitet häufiger mit (Klemm-)knoten. Vieles muss einhändig bedienbar sein. Extrem selten findet man den Baumpfleger in einem Vollgurt.
 
Was wir von Baumpflegern lernen
Geocacher können die Klettertechniken in Baumkronen übernehmen. Auch reicht der Einsatz eines Sitzgurtes völlig aus. Nur bei der Seilwahl, bei Abseilgeräten und Seilklemmen können wir auf ausgefuchste (und preiswertere) Techniken der Alpinisten und Industriekletterer zurückgreifen