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Brauche ich zwei Seile wie die Industriekletterer?

Industriekletterer verwenden zwei Seile zur Eigensicherung. Manche bieten Ausbildungen an für Geocacher und vertreten hartnäckig die Meinung, dass nur zwei Seile sicher sind. Sind Industriekletterer alle Hosenscheißer? Braucht man wirklich zwei Seile mit allem teurem Drum und Dran?

Die Diskussion um den Einsatz von einem versus zwei Seile wird in einigen Foren bis aufs Blut geführt. Leider wird fast nirgendwo erklärt, warum Industriekletterer zwei Seile verwenden:

  • Genau genommen hängen Industriekletterer auch nur an einem Seil, haben aber stets ein zweites Auffangseil passiv an sich mitlaufend befestigt. Sollte das erste Seil reißen, stürzen sie in ihr Auffangseil
  • Für Industriekletterer ist diese Lösung extrem wichtig: sie arbeiten oft in sehr rauen Umgebungen, etwa Baustellen. Sie hantieren mit scharfkantigen Werkzeugen. Sie arbeiten mit Chemikalien, Farben, Lösungsmitteln, mit offenen Flammen, Messern, sind Funkenflug ausgesetzt, brechenden Materialien, Schrauben, scharfen Graten. Überall lauern Gefahren. Diese Umgebungen erfordern unbedingt eine zweite Sicherung

Das Industrieklettern ist der einzige Bereich, der konsequent ein zweites passives Seilsystem verwendet. Baumpfleger sichern sich meist nur beim Einsatz der Motorsäge an einer zusätzlichen Kurzsicherung. Sportkletterer kennen zwei Seile gar nicht, Speläologen und Alpinisten nur in seltenen Fällen. Auch im Militär und in der Luftrettung wird nur ein Seil eingesetzt.

Deshalb klettern auch die allermeisten Geocacher an einem Seil, denn ihr einziges “Werkzeug” ist der Kugelschreiber. Wir meinen: ein Seil ist für unsere Zwecke ausreichend, solange umsichtig damit umgegangen wird. Denn “einfach so” ohne Fremdeinwirkung können Seile nicht reißen, das bestätigt die DAV Sicherheitsforschung.

In speziellen, schwierigen Situationen ist der Einsatz eines zweiten Seiles sinnvoll. Diese Situationen lernst du auf unserem Advancedkurs.