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Ab welcher Last bricht ein Ast?
Schon seit den 90er Jahren werden von Wissenschaftlern Biege- und Reißtests an lebenden Ästen gemacht. Meist wird in etwa einem Meter Abstand zur Astgabel eine Bandschlinge angebracht und man zieht bis zum Bruch, mit diesen Ergebnissen:
- lebende Äste brechen fast immer längs in Faserrichtung und splittern längs auf, bevor sie endgültig brechen
- Totholz bricht sofort senkrecht ab, auch Weichholz wie Kastanie, Pappel und Nadelbäume neigen zum Durchbrechen ohne Längsriss
- Äste von 5 bis 8 cm Durchmesser halten durchschnittlich zwischen 300 und 500 Kilo
- Äste von 10 bis 15 cm halten um 700 Kilo
- Äste ab 15 cm Durchmesser halten meist über eine Tonne
Da selbst Statikseile laut Norm falldämpfende Eigenschaften haben müssen und ebenso Abseilgeräte, wird beim Seilklettern (ohne Bandschlingen) die Last praktisch nie über 600 Kilo gehen – Äste und -gabeln ab 10 cm sind daher verwendbar.
Fun Fact am Rande: neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Länge eines abgerissenen Astes im Vergleich zu seinem Durchmesser niemals den Wert 40 unterschritt. Ein 200cm langer Ast mit 4cm Durchmesser ergibt z.B. den Wert 50 (L/D=50). Solche Äste wurden abgerissen, nicht aber 200cm Äste mit 6cm Durchmesser (Wert 33).
Ein 10 cm dicker Ast ist offenbar bis zu einer Länge von 4 m stabil, ein längerer Ast kann schneller versagen.