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Vergleichstest: die besten Materialkarabiner

Mai 26, 2021 | Tipps, Tests, Produkte | 0 Kommentare

Materialkarabiner sind superpraktische Helfer am Klettergurt – Seilkletterer bringen dort Handsteigklemme, Schlingen, Rollen und alles unter, was schnell zur Hand sein muss. Wir haben die gängigsten Modelle einem Vergleichstest unterzogen. Der Testsieger ist eine Überraschung.

 

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Camp Kilo
DMM Vault Lock
Edelrid SM Clip 3R
Grivel Carryabiner
Petzl Caritool S
Petzl Caritool L
Singing Rock Porter
AwardsAwards
Bewertung


Bewertung
ProRobust, hält was aus, keine störende Nase, wird verschraubtUltrarobust, keine störende Nase, sitzt bombenfest, Verschluss-Sicherung, hoch belastbarSehr breite Aufnahme, sehr gute Einhandbedienung, Recycling-MaterialRobust, schwenkbar, sehr gute Einhandbedienung, Größe, irre BruchlastPreiswert, klein und kaum im Weg Für große Tools wie Motorsäge, am höchsten belastbarer PlastikkarabinerPreiswert, variable Befestigung auch für breitere Bänder, klein und kaum im WegPro
ConRutscht an schmalen Befestigungen, exotische Schrauben, sieht prototypig auskönnte etwas größer sein, PreisRutscht an schmalen Bändern, Verschluss-Gummi bzw. Karabiner kann verloren gehenEtwas wackelig an schmalen Gurtbändern, schwer zu kriegen, Nase etwas hinderlichmäßige Bedienung, kann verrutschen, Plastikabdeckung verlierbar, kleine Öffnungsperrig, große Nase, Plastikabdeckung kann verloren gehen, kann verrutschenKönnte größer seinCon
FazitRobuster, langlebiger Materialkarabiner mit guter EinhandbedienungHigh End Overkill Karabiner für QualitätsfreaksSehr universeller Karabiner mit vielen StärkenFast perfekte Mischung aus Größe, Material und BedienbarkeitKompakter Karabiner mit Einschränkungen in der BedienungSehr großer Karabiner für spezielle AnwendungenAnständiger Basic Karabiner mit guter Preis/LeistungFazit
Einhandbedienung


Einhandbedienung
Nasengrößeentfälltentfällt3 mm2,5 mm4 mm5 mm3,5mmNasengröße
Innendurchmesser41 mm40 mm39 mm46 mm38 mm54 mm34 mmInnendurchmesser
Öffnung25 mm20 mm28 mm27 mm17 mm41 mm23 mmÖffnung
Federdruck900 g500 g300 g250 g1400 g800 g1000 gFederdruck
max. Aufnahme45 mm45 mm100 mm70 mm45 mm50 mm75 mmmax. Aufnahme
Gewicht52 g80 g44 g67 g31 g75 g31 gGewicht
max.Last150 kg300 kg5 kg2500 kg5 kg15 kg5 kgmax.Last
MaterialAluminiumAluminiumKunststoff recycledAluminiumKunststoffKunststoffKunststoffMaterial
Preis (UVP)€ 27,00€ 54,99€ 8,00€ 13,50€ 5,95€ 14,28€ 5,99Preis (UVP)
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Klein, aber oho – Materialkarabiner gehören zu den wichtigsten Gurtaccessoires. Sie nehmen alles auf, was eine Öse oder Schlaufe hat – einfach klick-rein und klick-raus. In dieser Hinsicht sind sie Gurt-Materialschlaufen überlegen. Aber geht das so einfach?

Was gute Materialkarabiner ausmacht

Seit Jahren haben wir Materialkarabiner im Gebrauch. Die stets wiederkehrenden praktischen Probleme sind:

  • Befestigung: meist werden Materialkarabiner in einer Aussparung unter dem Nylonband am Gurt montiert. Standardbreite solcher Gurtbänder ist 40 bis 45mm. Allerdings fehlen manchmal solche Aussparungen, insbesondere an Sportklettergurten, und der Karabiner muss um den ganzen Gurt passen. Das schaffen nur wenige Modelle, in unserem Test vor allem Edelrid, aber auch noch Grivel und Singing Rock. Zuweilen sind die Gurtbänder auch sehr schmal – ohne gute Befestigung rutschen die Karabiner herum. Dies gilt insbesondere für die Petzl Caritools, Edelrid und (eingeschränkt) den Camp Kilo
  • Versehentliches Lösen: Weil Materialkarabiner herausstehen, stößt man damit an Hindernisse. Auch beim Hinsetzen können sie sich verschieben. Eine gute Befestigung hält das aus. Ungeschlagen ist hier der DMM Vault Lock – die Verschraubung sitzt unverrückbar. Auch der Camp Kilo wird verschraubt, benötigt allerdings kein zu schmales Gurtband für festen Sitz. Die auf die Bandbreite einstellbaren Befestigungen von Grivel und Singing Rock schlagen sich ebenfalls gut – sie verrutschen erst bei heftigem Kontakt. Petzl gibt sich mit den integrierten Caritool Clips große Mühe – was in der Praxis trotzdem hin und wieder zu “Aushängern” führt. Außer bei Edelrid ist das versehentliche Lösen eines Materialkarabiners ohne Folgen – sie bleiben trotzdem im Gurtband und fallen nicht vollständig ab
  • Einhandbedienung: in unseren Augen muss jeder Materialkarabiner anstandslos einhändig funktionieren. Beeinflusst wird das von Größe, Federdruck des Schnappers und der Karabinernase. Letztere kann mächtig stören bei der Entnahme. Wir haben schon Kletterer gesehen, die die Monsternase des Caritool L vor Frust abgefeilt haben. Je geringer der Federdruck, desto einfacher die Einhandbedienung. Einige Hersteller setzen hohe Federdrücke ein, damit sich der Karabiner an Hindernissen weniger schnell öffnet. Wir haben allerdings festgestellt, dass man oft mit ganzem Körpergewicht an ein Hindernis kommt. Der Federdruck ist dann immer zu gering. Die einzige bombensichere Lösung bietet der abschließbare DMM Vault Lock
  • Einklappen: Im Gegensatz zum versehentlichen Lösen (siehe oben) finden wir das seitliche Wegklappen des Karabiners gar nicht schlecht. Der Karabiner weicht Hindernissen aus, ohne seine Lage zu verändern. Besonders gut gefallen hat uns das beim Grivel. Große und starre Karabiner wie Caritool L tun sich schwer
  • Größe: große Karabiner lassen sich besser bedienen und es passt mehr hinein. In dieser Hinsicht ist der Caritool L der König. Allerdings stört dort die Karabinernase. Sehr große Karabiner haben auch Nachteile: sie sind sperrig und ecken überall an. Eine tolle Größe hat in unseren Augen der Grivel, aber auch der Edelrid kann punkten

Die Belastbarkeit eines Materialkarabiners finden wir weniger wichtig. In der Regel liegt die bei Plastik-Karabinern bei 5 kg – mehr als genug für Standard-Seilkletterer. Größere Lasten entstehen nur bei schwerem Werkzeug oder dem Aufbewahren von ganzen Seilen. Wer tatsächlich mehr braucht, dem bietet der Caritool L 20kg, der Camp 150kg, der DMM 300kg und der Grivel sogar 2,4 Tonnen. Dabei sei erwähnt, dass die Gurtband-Ösen selten auf mehr als 25 kg ausgelegt sind

Wir haben auch den CT Hammerlodge Materialkarabiner getestet mit interessantem Konzept: den Schnapper kann man offen stehen lassen, und extrem einfach Dinge entnehmen. Aber der Plastikbügel ist instabil. Die Folge: der Schnapper steht über dem Karabiner und muss wieder eingerenkt werden. Auch öffnet sich der Schnapper bei Hindernisen und bleibt offen stehen. Der Inhalt kann heraus fallen. Für uns das K.O. Kriterium.

Praxistipps

  • Wir finden weit vorne am Gurt liegende Material-Karabiner gut. Übersicht und Einhandbedienung sind einfacher, man muss sich weniger verrenken. Leider ist eine solche Befestigung bei wenigen Gurten anstandslos möglich. Hier hilft vorab ein genauer Blick. Wer vorne schmale Hüftpolster hat, der kann z.B. den Edelrid um das ganze Polster legen.
  • Mit weit vorne liegenden Materialkarabinern lassen sich auch Rucksäcke einfacher tragen, denn deren Gurte verfangen sich nicht in der Karabineröffnung
  • Einhandbedienung funktioniert am besten, wenn du mit dem Daumen den Schnapper aufdrückst. Mit etwas Übung lassen sich Schlingen auch seitlich herausdrehen, ganz ohne Daumendruck
  • Sollte dein Materialkarabiner ständig verrutschen, hilft ein Kabelbinder an der “Wackelstelle”

Camp Kilo

Die Optik des Kilo wurde von einigen Testern als “prototypig” bezeichnet – was der Funktionalität keinen Abbruch tut. Komplett aus Metall, lässt er sich wie der DMM fest verschrauben. Leider funktioniert das mit seltenen Loch-Torx Schrauben – zwar wird ein Schlüssel mitgeliefert, aber eine Reperatur wird im Einsatz schwierig. Universelle Schlitzschrauben wie beim DMM hätten es auch getan.

Nach Montage sitzt der Karabiner bombenfest – solange das Gurtband um 40mm ist. Bei schmalen Bändern neigt er zum Verrutschen. Der Kilo lässt sich wegen der fehlenden Nase gut bedienen, trotz höherem Federdruck. Stärken sind außerdem Robustheit und Langlebigkeit. In seltenen Fällen hängte sich der Schnapper seitlich durch Torsion aus. Wir finden ihn besonders geeignet als Zweit-Karabiner, in den z.B. problemlos ein komplettes Vorstiegsset eingehängt werden kann.

Der Kilo ist für Qualitätsfreaks und professionelle Anwender ein zuverlässiger Helfer, denn kaputt bekommt man ihn so schnell nicht. Er wird viele Jahre treue Dienste leisten.

Den Camp Kilo kannst du in unserem Shop kaufen.

DMM Vault Lock

In Sachen Qualität ist der Vault Lock eine Klasse für sich. Hier stimmt alles: aufwändige Verschraubung inklusive Distanzhaltern zur Größenanpassung, torsionsfreier Schnapper, fehlende Nase, und allen voran der satt einrastende Dreh-Klickverschluss, der ein unbeabsichtigstes Öffnen vollständig verhindert. Wow.

Zwar lässt sich der DMM einhändig gut bedienen, aber für eine Top Bewertung hätten wir uns die Schnapperöffnung etwas größer gewünscht, genauso wie die gesamte Karabinergröße. Trotzdem bleibt der Vault ein richtig guter Materialkarabiner für High-End-Freaks mit einzigartigen Eigenschaften – unser Top Tipp! Leider zeigt sich das auch im Preis – wer die 50 Euro auf den Tisch legt, hat allerdings Gewissheit, dass der Gurt vermutlich früher seinen Geist aufgibt.

Den Vault Lock kannst du in unserem Shop kaufen.

Edelrid SM Clip 3R

Neu auf dem Markt ist der Edelrid 3R. Konstruktiv hat er einiges zu bieten: der extrem lange Aufnahme-Schlitz passt an Gurt-/Bandbreiten bis 10cm, das ist Rekord. Außerdem sitzt der Schlitz außen und wird am unteren Ende durch ein Gummi gesichert. Vorteil: der Karabiner ist trotz “nur” 39mm Innendurchmesser besonders geräumig, was sich auch in der großen Schnapperöffnung zeigt. Die Einhandbedienung läuft erstklassig und wurde im Test nur noch vom Grivel übertroffen.

Die außen liegende Aufnahme hat Nachteile: verrutscht der Karabiner und löst sich, geht er mitsamt Inhalt komplett verloren. Der untere Gummiverschluss soll das zwar verhindern, wir konnten diesen aber im Test recht leicht überwinden. Am sichersten ist der SM Clip montiert an breiten Gurtbändern oder gar Polstern – dann sitzt er sehr fest, und ein Komplett-Verlust ist unwahrscheinlich. Die Montage kann an Gurtbändern etwas fummelig sein. Toll: der Karabiner wird aus Recyclingmaterial hergestellt und hat für Plastikkarabiner eine geringe Torsion. Auch die Preis/Leistung ist richtig gut, was den Edelrid in der Plastik-Riege zum Top-Karabiner macht.

Den Edelrid kannst du in unserem Shop kaufen.

Grivel Carryabiner

Die Insider-Marke Grivel fertigt seit über 100 Jahren Bergsport-Hardware für echte Anwender. Das zeigt sich auch im Carryabiner: aus Vollmetall gefertigt mit einer unglaublichen Belastbarkeit von 25kN. Der Carryabiner kann im Notfall sogar als Kletterkarabiner fungieren und trägt als einziger im Testfeld die entsprechende EU-Norm.

Der Drahtschnapper ist im Gegensatz zu anderen konvex geformt, was die Einhandbedienung erleichtert. Auch fanden wir die Größe sehr geschickt: groß genug für tolle Geräumigkeit und Einhandbedienung, aber nicht zu groß und sperrig.

Der Carryabiner kann nach Montage seitlich weggeklappt werden, was uns nach etwas Gewöhnung in der Praxis gut gefallen hat, denn er geht Hindernissen mehr aus dem Weg. Die Einhandbedienung war insgesamt eine wahre Freude, trotz der (kleinen) Nase. Ohne die hätte es glatt 5 Sterne gegeben. In allen anderen Disziplinen gab es keinerlei Schwächen – stets landete der Grivel weit vorne. Der Preis ist für Metallkarabiner richtig heiß. In der Summe aller Eigenschaften hat uns der Carryabiner am besten gefallen und ist ab sofort unsere Referenz.

Den Carryabiner kannst du in unserem Shop kaufen.

Petzl Caritool S und L

Die Caritools von Petzl gehören zu den Oldies – seit weit über 10 Jahren werden sie hergestellt und wurden seitdem immer wieder verbessert. So wurde zuletzt auf den Drahtschnapper eine gelbe Plastikabdeckung angebracht. Die soll dafür sorgen, dass im Drahtbügel nichts hängenbleibt. Leider geht die Abdeckung nach Kontakt mit einem Hindernis gerne verloren.

Die Caritools sind aus robustem, verwindungssteifen Plastik hergestellt. Befestigt werden sie durch einen innen liegenden Clip. Die Montage klappt prima, allerdings können sich die Caritools trotz Anti-Verrutsch-Schutz beim Hinsetzen aushängen. Den Sitz sollte man deshalb immer wieder kontrollieren.

Der Caritool S hat für die Größe einen hohen Federdruck, was die Einhandbedienung zusammen mit den ausgeprägten Nase etwas fummelig macht. Auch ist die Gesamtöffnung die kleinste im Test – für nicht zu große Gegenstände, die weniger häufig gebraucht werden, finden wir den Caritool S okay.

Die L Version ist dagegen monströs, was einige Berufsgruppen begrüßen dürften. So können Baumpfleger hier am einfachsten ihre Säge parken. Außerdem ist der Caritool L mit 20 kg der am höchsten belastbare Plastikkarabiner. Zwar kann man eine Handsteigklemme einhändig super easy hinein bekommen, heraus aber stört die Karabinernase doch sehr. Deshalb finden wir den Caritool L für spezielle Anwendungen geeignet. Für normale Seilkletterer gibt es mehr als starke Alternativen.

Den Caritool S kannst du in unserem Shop kaufen.

Singing Rock Porter

Größe und Form des Porter sind dem kleinen Petzl Caritool extrem ähnlich. Trotzdem gibt es kleine, aber feine Unterschiede. So wird eine Befestigung per Gummi-Lochband gewählt – diese Methode erlaubt eine bessere Anpassung an verschiedene Gurtbreiten, und insgesamt passt der Porter an breitere Gurtbänder.

Trotz des kleineren Innnendurchmessers ist der Drahtschnapper weiter zu öffnen als beim Caritool, auch mit etwas weniger Federdruck – insgesamt ergibt sich eine bessere Einhandbedienung. Die ist zwar nicht traumhaft, aber bei solch kleinen Karabinern mit Nase kann man kaum mehr erwarten.

Preislich liegen Petzl und Singing Rock gleichauf – in der Summe der Eigenschaften finden wir den Porter aber den besseren Materialkarabiner. Er verdient zu Recht unseren Preishit-Award. Wer wenig Geld ausgeben möchte, wird hier fündig.

Den Porter kannst du in unserem Shop kaufen.

Fazit

Für uns war es toll, mal alle Materialkarabiner im Direktvergleich zu haben. Wer einen möglichst preiswerten Material-Karabiner mit anständiger Leistung sucht, ist mit dem Porter von Singing Rock gut beraten. Wem Sicherheit und Qualität an erster Stelle steht, der wird mit dem DMM glücklich. Der Edelrid wiederum ist ein richtig guter Allrounder, genauso wie der Camp. Ersterer legt mehr Wert auf Bedienung, letzterer auf Robustheit.

So richtig Freude gemacht hat uns der Carryabiner, hier klappt das ausclippen per Drehbewegung am besten, und wenn man den Dreh mal raus hat, kann man mächtig angeben. Aber auch sonst hat der Carryabiner jede Menge Stärken. Leider gibt es eine Schwäche – der winzige Hersteller liefert derzeit coronabedingt nur in kleinen Mengen. Hoffentlich ändert sich das.

 

Die geoclimbing Test-Ethik:

  • alle Test-Produkte kaufen wir selbst
  • wird uns ein Test-Produkt zur Verfügung gestellt, geben wir es danach an den Hersteller zurück
  • keiner unser TesterInnen darf ein Testprodukt kostenlos behalten
  • möchte ein Hersteller das Testprodukt nicht zurück, geben wir es auf einem unserer Kurse an die Teilnehmer weiter

 

 

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