Seit vielen Jahren betreibt geoclimbing.de Statistiken über (T5)Geocaching Trends. Demnach war 2022 ein erneutes Achterbahn-Jahr. Es scheint, als hätte nicht nur die Corona Pandemie das Cachingverhalten verändert. Wie sehen die aktuellen Entwicklungen aus?
“Alter, das ist ja mal ein Knick!”, kommentierte ein Mitarbeiter das aktuelle Geocaching Trends Diagramm (siehe oben). Die Anzahl der aktiven deutschen Geocacher ist im Jahr 2022 um knapp 18 Prozent gesunken. Es gehen also spürbar weniger Geocacherinnen und Geocacher dem Hobby nach als 2021. Entsteht hier ein Trend, oder frisst die Corona-Pandemie nur ihre Kinder auf?
Wandel hält an
Nach unseren Beobachtungen (und aktuellen Zahlen) scheint der Rückgang der Geocacher nur ein Hinweis zu sein auf einen globalen Trend: Geocaching ist nach wie vor enorm beliebt, allerdings wandeln sich die Player und ihr Verhalten. Während der Pandemie war Geocaching förmlich explodiert, nach deren Abflauen gingen manche Caching-Newbies aber wieder anderen Hobbies nach. Trotzdem scheinen sich die Zahlen auf höherem Niveau zu stabilisieren – Geocaching hat also trotz aktueller “Bereinigung” unter dem Strich von der Pandemie profitiert, und das weltweit: im Mutterland USA stieg sogar die Anzahl aktiver Geocacher im vergangenen Jahr um fast 10 Prozent auf knapp 543.000.
Ein weiterer Hinweis auf ungebrochene Beliebtheit ist die Zahl der Geocaches. Die ist in Deutschland um gut 2 Prozent angestiegen und erreichte zum Jahresende knapp 428.000 Dosen. Weltweit stieg deren Anzahl um 1 Prozent auf 3,3 Millionen.
Megatrend 1: Qualität statt Quantität
Da wir jedes Jahr mit hunderten Geocachern tagelang auf geoclimbing Kursen verbringen und selbst aktiv cachen, fällt uns schon länger den Trend hin zu Qualität auf. Die 08/15 Dosen am Wegesrand ziehen die Wurst nicht mehr vom Brot. Im Gegenteil: immer mehr Geocacher beschweren sich sogar darüber (“Platzverschwendung”, “rentiert sich nicht…” etc.). Auch an Angel-Runden wird selten ein gutes Haar gelassen, denn Statistik wird modernen Geocachern immer unwichtiger, und spannungsmäßig bieten Angel-Caches zu wenig.
Der Wunsch nach Qualität nimmt dagegen zu: wenn ich schon cachen gehe, dann mit maximalem Erlebnis. Toll gemachte Dosen, geile Locations und auch Adrenalin steuern das Cacheverhalten. Letzteres zeigte sich 2022 bei uns wie selten zuvor: wir hatten noch nie so viele Kletter-Grundkurse, und es wächst auch altersmäßig eine völlig neue, junge Geocaching-Generation heran. Für die zählt das pure Abenteuer draußen.
Von wegen rückläufig: die Anzahl an T5 Caches ist in der BRD seit Jahren stabil. In den USA werden sie gar zum Trend.
Die Gesamtzahl der deutschen T5 Adventure Dosen ist seit Jahren stabil und pendelt sich ein zwischen 12.000 und 13.000 T5 Geocaches. Ganz anders in den USA – dort zeigt der T5 Trend seit der Pandemie deutlich nach oben. USA hat nach wie vor mit knapp 21.000 T5ern die höchste T5 Dosenzahl. Weltweit hat die Anzahl der Hardcore Geocaches im letzten Jahr um über 7 Prozent zugelegt auf 71.269 T5 er.
Auch in anderen Cachingbereichen zeigt sich der Qualitätstrend. So sind die supertollen Dosen mit Anmeldung und Warteliste nach wie vor extrem frequentiert. Und ohne Favpoints scheint es sowieso nicht mehr zu gehen.
Megatrend 2: irgendwann ist Schluss
Eine seit Jahren schleichende Entwicklung hat 2022 einen Boost bekommen: Geocacher stoßen immer mehr an Grenzen, gefühlte Verknappung scheint omnipräsent.
kein Platz mehr: Deutschland kommt mit knapp 429.000 Geocaches an echte Grenzen. Bei aktuell 1,2 Dosen pro Quadratkilometer ist irgendwann einfach Schluss. Viele Cacher berichten uns, eine geile Location gefunden zu haben, aber ein anderer Cache in der Nähe verhindert den Publish. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass neue Geocaches seltener werden: 2022 gab es hierzulande knapp 59.000 neue Geocaches, im Jahr davor wurden noch 66.000 Dosen gepublisht – ein Rückgang um 11 Prozent. Zwar gibt es insgesamt mehr Geocaches, da weniger archiviert werden. Der Spielraum wird aber eng
Energiekrise: bislang schien Geocachern die Fahrerei egal zu sein, doch 2022 berichteten immer mehr Kursteilnehmer über neue Effizienz: warum soll ich Sprit verballern für eine viel zu weite Dose? Caching-Touren wurden eingeschränkt oder ganz abgesagt. Auch das erklärt geringere Caching-Aktivitäten
Megatrend 3: Die Alten sterben aus
Auch dieser Trend hält seit Jahren an, hat sich durch die Pandemie sogar verschärft: es tritt eine völlig neue Geocacher-Generation auf den Plan, die mit vielen “alten” Errungenschaften und Inhalten kaum noch etwas am Hut hat.
Statistik ist unwichtig. War in den frühen 2010er Jahren Statistik in aller Munde und statistik-orientiertes Cacherverhalten heiß diskutiert bis hin zu Kleinkriegen, spielt das in der neuen Generation keine Rolle. Darauf angesprochen, finden Newbies höchstens persönliche Statistik-Ziele interessant. An der Bubble der Looper (81er Matrix möglichst oft füllen) oder irgendwelchen Ranglisten haben sie kein Interesse
Spezialisten sind weg: entwickelten sich Anfang der 2010er Jahre Spezialisten für Teilbereiche des Geocachings, etwa reine T5 Gänger, ist das heute unwichtig. Neue Caching-Generationen sind Universalisten und möchten die ganze Bandbreite auskosten
Stipprute als Gehhilfe: die Alten sterben aus
Challenges, Tauschartikel und TB’s: Schnee von gestern. Während Tauschartikel in Geocaches völlig belanglos geworden zu sein scheinen (immerhin ein Ur-Gen des Geocachings), trifft es seit geraumer Zeit auch Trackables und nach unseren neueren Beobachtungen vermehrt Challenges – zwar sind diese beliebt, aber der Over-Hype der 2014/15er Jahre scheint vorbei. Wegen dem Run auf Challenge Caches sperrte Groundspeak damals sogar deren Publish für ein ganzes Jahr
Schnelles Abenteuer: die neue Geocacher-Generation mag es unkompliziert. Man möchte sich weder mit aufwändigen Rätseln beschäftigen, noch sollte der Gesamtaufwand für eine Dose zu hoch sein. Das zeigt sich auch im T5 Bereich, wo Angel-Dosen sinnbildlich stehen für diese Entwicklung. Auch Kletter-Dosen werden wieder einfacher
Fazit: Geocaching Trends 2023
Geocaching erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Die Pandemie hat eine neue Cacher-Generation hervorgebracht, die jünger und vielseitiger ist. Der Wunsch nach maximalem Erlebnis hat sich eher verstärkt, was sich auch in unseren Kursbuchungen zeigt. Allerdings ist die neue Generation auf unseren Kursen körperlich weniger fit und risikobereit.
Da sie viele “alte” Errungenschaften des Geocachings nicht mehr kennen, wenden sich Geocaching-Newbies ungezwungen neuen Trends zu. So scheinen Adventure Labs mit derzeit hunderten neuen Dosen pro Monat zu boomen und stehen sinnbildlich für den Gesamt-Trend: weniger Statistik, weniger Hindernisse (z.B. Reviewing Prozess), dafür ein gut gemachtes Abenteuer per Smartphone.
Die Wahrnehmung altgedienter Hardcore-Geocacher, es gäbe kaum noch T5 Dosen, scheint die Statistik nicht zu belegen. Allerdings müssen T5 Gänger bei zunehmeder Foundzahl zwangsweise immer weiter fahren und wollen dann – damit es sich rentiert – möglichst viele T5 Founds. Das Ungleichgewicht “Anzahl meiner T5 founds” versus “neue T5 Publishs in meiner Umgebung” wird so immer größer, und es entsteht der Mangel-Eindruck.
Die beste Nachricht zum Schluss: selten zuvor haben wir schieren Spaß gehabt auf unseren Kursen. Diese Motivation scheint Geocachern so wichtig wie zu Urzeiten – die pure Freude an der Dosensuche!
Winterzeit ist Pflegezeit – perfekt, um deiner Kletterausrüstung etwas Liebe entgegen zu bringen. Es muss ja nicht gleich so dreckig zugehen wie oben in der Höhle. Denn Ausrüstungspflege ist weit mehr als Putzfimmel: sie hält dadurch länger, funktioniert besser und macht mehr Freude. Wie aber richtig reinigen? Was ist erlaubt und was nicht?
Nach wie vor hält sich hartnäckig das Alpin-Märchen, dass Ausrüstung auf gar keinen Fall gereinigt werden sollte. Diese Ansicht ist längst überholt: das Saubermachen deiner Ausrüstung ist grundsätzlich erlaubt. Denn die Vorteile gut gepflegter Ausrüstung sind vielfältig:
Karabiner laufen besser und verschleißen weniger
Gurte und Helmpolster müffeln weniger und bleiben weicher
Bandschlingen sind weicher
Seile halten länger und bleiben flexibler
Abseilgeräte laufen besser
Bei der Reinigung von Kletterausrüstung gibt es ein paar Dinge zu beachten – immerhin hängt dein Leben dran. Hier die wichtigsten Praxis-Tipps unserer PSA Exerten.
Austrialpin Karabiner mit Messinghülse: von Anfang an robust und weniger dreckanfällig
Karabiner – quietschen heißt “Aua”
Schmutzige und schlecht gewartete Karabiner sind erheblich schlechter zu bedienen. Spätestens wenn der Drehverschluss quietscht, heißt das “Aua!” – der Karabiner will gewartet werden!
Grundreinigung: Karabiner kannst du im Spülbecken mit Handspülmittel reinigen. Ruhig 30 Minuten einweichen lassen. Reinigung mit einem weichen Schwamm. Wer ein Ultraschallbad besitzt, kriegt den Dreck auch aus kleinen Ritzen. Auch möglich: die Reinigung im Geschirrspüler. Dafür allerdings kein Reinigungssalz verwenden, auch keine Tabs. Salz greift Aluminium an. Dein Salzbehälter muss also leer sein.
Pflege: alle beweglichen Teile mit Öl behandeln. Ideal ist Ballistol, Waffenöl, Nähmaschinenöl oder auch WD40. Ist ein Aufsatzröhrchen für den Spraykopf dabei, kannst du punktgenau schmieren. Gleiches gilt für Öl-Pipetten. Das Öl sollte harzfrei und säurefrei sein. Keine Sorge: sollte später Öl auf das Seil oder Bandschlingen geraten, macht das nichts aus – diese Materialien sind ölresistent.
Praxistipp: weißt du von vorher, dass deine Karabiner viel Schmutz ausgesetzt sind (z.B. bei Höhlentouren), mache es wie die Profis und verwende besonders robuste Stahlkarabiner mit Schraubverschluss. Letzterer ist weniger dreckanfällig und funktioniert unter Extrembedingungen (Dreck, Eis) zuverlässiger als Trilock-Verschlüsse. Einige Karabiner von Austrialpin haben daher bereits in der Alu-Variante besonders robuste Messinghülsen mit Dreckrinne.
Weitere Tipps zu Karabinern findest du im Wissensbereich.
Seile – fluffig rauf und runter
Dreckige Seile haben vor allem einen Nachteil: sie laufen schlecht durchs Abseilgerät. Doch es hält sich das Gerücht, dass Seile niemals gereinigt werden sollten. Das ist falsch, denn die Vorteile von sauberen Seilen überwiegen:
es dringt weniger Dreck in den Kern, der diesen durch Reibung beschädigen kann
saubere Seile sind geschmeidiger
Manche Dynamikseile sind imprägniert, was es an Statikseilen nicht gibt. Da Seilkletterer nahezu ausnahmslos an Statikseilen klettern, kann dort also auch keine Imprägnierung durchs Waschen verloren gehen.
Für speziell imprägnierte Dynamikseile gilt allerdings: Waschen verringert die Imprägnierung, manche Dynamikseile werden dann auch steif. Imprägnierte Dynamikseile findest du überwiegend im Winter-Alpinsport wie Tourengehen, Eisklettern oder Hochgebirgsklettern. Unsere Tests haben ergeben, dass imprägnierte Seile den Schmutz länger fernhalten und länger geschmeidig bleiben. Trotzdem haben sich Imprägnierungen bei Statikseilen nicht durchgesetzt – wir kennen kein imprägniertes Statikseil auf dem Markt.
Ein weiteres Argument gegen das Waschen von Seilen ist die Verringerung der Reißfestigkeit. Das ist teilweise richtig, wie unser Artikel über einen Waschmitteltest belegt. Wer allerdings das richtige (Seil-)Waschmittel verwendet, hat diese Probleme nicht, und die Vorteile der Reinigung überwiegen eindeutig.
Das geoclimbing Rope Cleaning Set gehört zu den effizientesten und sichersten Seilreinigungsmethoden
Grundreinigung: du hast grundsätzlich die Wahl zwischen Badewanne und Waschmaschine. Erstere ist schonender und führt zu besseren Ergebnissen: Wasser zusammen mit (Seil-)Waschmittel in die Wanne geben, bis das Seil vollständig bedeckt ist. Eine Stunde einweichen lassen. Dann zweimal durch die Rope brush ziehen. Wasser ablassen und Nachspülen. Reinigung in der Maschine: Wollwaschgang, wenig (Seil-)Waschmittel.
Generell gilt: Wassertemperatur max 30 Grad, niemals Vollwaschmittel verwenden, stattdessen spezielle Seilwaschmittel oder Color-Waschmittelgel. Niemals Weichspüler verwenden.
Zum Trocknen legst du das Seil am besten auf dem Boden aus, keine direkte Sonne. Trocknungszeit liegt etwa bei zwei Tagen. Sollte noch Restfeuchtigkeit drin sein, macht nichts: auch an einem feuchten Seil kannst du klettern, es läuft nur etwas schwerer durchs Gerät.
Harzflecken: bekommst du am besten mit Alkohol (Spiritus) entfernt: auf Küchenkrepp geben und abreiben. Keine Sorge, Alkohol macht Seilmaterialien nichts aus. Keine sonstigen Lösungsmittel verwenden!
Seilpflege: bitte keine Textilpflegemittel verwenden wie Sprayimprägnierungen etc. Die beste Pflege für dein Seil ist die richtige Aufbewahrung: trocken, luftig und nicht zu warm. Weitere Tipps zur Seilpflege findest du im Wissensbereich.
Alles waschbar: Gurte, Schlingen und Textilien
Entgegen landläufiger Meinung dürfen Gurte und Bandschlingen (fast) genauso wie andere Textilien behandelt werden, sprich: per waschen in der Maschine. Auch hier gilt: maximal 30 Grad, am besten Seilwaschmittel oder Colorgel, niemals Vollwaschmittel/-pulver.
Da Gurte in der Maschine wegen ihre Metallteile ordentlich klimpern können, kannst du alternativ wie bei Seilen vorgehen und stattdessen die Wanne benutzen.
Wenn du schon dabei bist: auch Helmpolster können eine häufige Reinigung vertragen. In vielen Helmen wie von Kask oder Edelrid sind sie abnehmbar. Beim Entfernen vorsichtig vorgehen und seitlich abziehen: gerne lösen sich nämlich die Klettpunkte im Helm. Hast du keine abnehmbaren Polster, kannst du sie mit Desinfektionsspray benetzen. Kask Helmpolster kannst du bei uns übrigens nachkaufen.
Das ISC A-B gehört zu den robustesten Geräten überhaupt und hält mindestens doppelt so lange wie das Petzl ID . Etwas Öl auf den beweglichen Teilen reicht aus.
Geräte – hart im Nehmen
Abseilgeräte sind außerordentlich hart im Nehmen. Neben fließendem Wasser ist für die Reinigung selten mehr nötig. Ein paar Tipps:
Geräte mit geschlossenen Hebelkammern wie Petzl ID oder Rig trocknen dort sehr langsam. Lieber oberflächlich reinigen
offen gebaute Geräte ohne Kammer wie ISC A-B oder Kong Pirata verdrecken weniger, ebenso Abseilachter oder Tubes. Deshalb sind solche Geräte in besonders dreckigen Umgebungen (z.B. Höhle) im Vorteil, ebenso spezielle Speleo Geräte wie Petzl Stop
Alkohol darf zur Reinigung verwendet werden (falls nötig), nicht aber sonstige scharfe Reinigungsmittel, etwa aus der Autopflege
Handspülmittel sind ebenfalls gut geeignet
wer hat, kann ein Ultraschallbad verwenden
Noch wichtiger als die Reinigung ist die anschließende Pflege, bei der wir ähnlich vorgehen wie bei Karabinern: alle beweglichen Teile bekommen eine Ölung. Auch hier gilt: kommt später etwas Öl aufs Seil, macht das nichts aus. Insbesondere bei unserem Top Seller ISC A-B bringt eine dauerhaft gute Schmierung perfekte Performance.
Mehr über Abseilgeräte und Pflegetipps findest du im Wissensbereich.
Gummipflege – Rubbeldiekatz
Gummiteile kommen im Seilkletterbereich selten vor, mit einer Ausnahme: der Big Shot Schleuder. Deren Gummi kann nicht nur altern und verspröden, es kommt oft schon fabrikneu im ergrauten Zustand.
Seit Jahren widmen wir uns daher der Big Shot Pflege und bieten nach wie vor als Einzige die Big Shot bereits beim Neukauf mit regeneriertem Gummi an. Wegen der hohen Nachfrage haben wir seit 2022 die Big Shot Silikonisierung auch als separat erhältliches Pflegemittel. Biggie Balsam ist eine fett- und ölfreie, ungiftige Emulsion, die per Schwamm auf das Gummi aufgetragen wird.
Aus alt mach neu: mit der richtigen Gummipgflege wie Biggie Balsam verlängerst du die Lebensdauer des Big Shot Gummis.
Ein derart von uns zu Testzwecken seit 10 Jahren behandeltes Big Shot Gummi weist fast die gleichen Eigenschaften auf wie am ersten Tag. Zur Pflege der Big Shot und weitere zahlreiche Biggie-Tipps findest du im Wissensbereich.
Fazit
Ausrüstungspflege kann richtig Spaß machen und hat den zusätzlichen Effekt, dass du daran länger Freude hast. Mit wenig Aufwand kannst du schon viel erreichen.
Wir pflegen unsere Ausrüstung regelmäßig etwa 2 Mal pro jahr bzw. nach Bedarf. Allerdings gibt es bei der besten Pflege auch Grenzen: Die sogenannte “Ablegereife” schreibt vor, dass alle textile Klettermaterialien meist nach 10 Jahren wegen deren natürlicher Alterung nicht mehr verwendet werden soll. Dann ist Zeit für Neues. Karabiner und Geräte haben keine solche Aussortier-Pflicht: theoretisch kannst du sie ewig verwenden, solange sie nicht beschädigt odr zu sehr abgenutzt sind. De richtie Pflege ist daher um so wichtiger!
Für den Aufstieg am Seil gibt es zahlreiche Techniken. Am meisten verbreitet ist noch immer der Geräteaufstieg: zusammen mit Handsteigklemme, Seilumlenkung und Abseilgerät geht es hoch. Für viele Kletterer ist aber das Seilanziehen mühsam. Woran liegt das? Würde es mit einem anderen Gerät fluffiger gehen? Ein Vergleichstest.
Manche Seilkletterer tun sich beim Geräteaufstieg enorm schwer: sie zerren mit allen Kräften am umgelenkten Seil, trotzdem geht wenig voran. Der Aufstieg wird zur Tortur. Zwar gibt es dafür viele Gründe (siehe weiter unten), viele fragen sich aber: Würde es mit einem anderen Gerät leichter gehen?
Tatsächlich stellen auf unseren Kursen die Teilnehmer immer wieder Unterschiede fest, können sie doch Dutzende Geräte direkt vergleichen. Welche Geräte laufen beim Aufstieg also besonders gut?
Für unseren Test haben wir die beliebtesten Geräte gleich dreifach ausprobiert:
zunächst wollten wir wissen, welches Gerät den besten Wirkungsgrad hat. Dazu wurden die Geräte ohne Seilumlenkung getestet
dann testeten wir alle Geräte mit klassischer Umlenkung an der Handsteigklemme per Karabiner
schließlich testeten wir, was Umlenk-/Seilrollen bringen
getestet wurde in allen Fällen mit einem Zugkraft-Meßgerät. Jeder Versuch wurde 5 mal durchgeführt und der Mittelwert errechnet
Die Testkandidaten.
Wie viel Gummi kommt auf die Straße?
Für jedes Gerät wurden mindestens 15 Wirkungsgrad-Werte ermittelt. Der Wirkungsgrad gibt an, wie viel Prozent der aufgewendeten Kraft ich beim Aufstieg tatsächlich nutzen kann, sozusagen in “Hub” umgesetzt werden. Den Rest schluckt das Gerät. Einen Wirkungsgrad von 100 Prozent hätte ein Gerät ohne jede Reibung – ein rein theoretischer Wert. Selbst superleicht laufende Kugellagerrollen haben einen Wirkungsgrad von “nur” ca. 93 Prozent. Einige Hersteller wie Petzl geben diesen Wert standardmäßig auf ihren Rollen an.
Je höher der Wirkungsgrad, desto leichter läuft das Gerät aufwärts und desto weniger Mühe hat der Kletterer. Der Wirkungsgrad ist von vielen weiteren Faktoren abhängig, etwa der Geräte-Konstruktion, der Größe des Bremsnockens, aber auch Seilart, Seilzustand und -durchmesser. Sogar die Seilfeuchte spielt eine Rolle.
Wir haben daher den Test unter gleichen Bedingungen durchgeführt: gleiche Temperatur und Luftfeuchtigkeit, gleiches Seil (10,5 mm Ultimate Pro), gleiches Gewicht, gleiche Zuggeschwindigkeit, Befestigung und Seillänge.
Wirkungsgrad von Geräten beim Seilaufstieg
Getestet mit Zugkraft-Meßgerät, geoclimbing Ultimate pro Seil 10,5 mm, 22 °C, 55 % r.F. Mittelwert aus 5 Zugversuchen, 0,3 m/s. Rolle: Petzl Rollclip. Megawatt ohne Testwert für Karabiner-Umlenkung.
Ergebnisse
Die Ergebnisse decken sich mit den Praxiserfahrungen:
Flotte Lotte: das Edelrid Eddy (baugleich: Bornack Lory) hat durchgängig den höchsten Wirkungsgrad. Es läuft aufwärts also am besten von allen Geräten. Ursache ist vermutlich die direktere Seilführung im Gerät, denn auch das Edelrid Megawatt mit ähnlicher Seilführung konnte sehr gute Werte erzielen
am meisten Kraft aufwenden muss man bei Kong Pirata und Camp Druid pro. Ersteres hat zwei übereinander angeordnete Bremsnocken, das Druid pro hat eine sehr enge Seilführung. Beides führt zu Reibungsverlusten
Unterschiede spürbar: obwohl nicht mehr als 10 Prozent Differenz, ist das in der Kletterpraxis deutlich spürbar. Wer sowieso schon kämpft beim Aufstieg, sollte ein Gerät mit hohem Wirkungsgrad wählen
die Rolle ist der Turbo: die mit Abstand größte Erleichterung bringt der Einsatz einer Rolle an der Handsteigklemme. Mit einem Schlag erreicht man fast 20 Prozent mehr Wirkungsgrad gegenüber einem Umlenkkarabiner! Im Test hatten wir diverse Rollen ausprobiert, die Tabelle zeigt die Werte mit dem beliebten Rollclip
Tipp: Wer das Letzte rausholen möchte, sollte Kugellager-Rollen wie die Tethys pro einsetzen: damit konnte der Wirkunsgrad zum Rollclip nochmals um bis zu 5 % verbessert werden
dünnere Seile bringen weniger als gedacht: wir sind probeweise vom 10,5er auf ein 9,5er Testseil umgestiegen. Die Verbesserungen lagen unter 2 %. Wer allerdings gleich um 2 Millimeter dünner wird, etwa mit einem Grigri von 11 auf 9 mm umsteigt, der wird das definitiv merken. Auf Kompatibilität achten – nur wenige Geräte eignen sich für Seile unter 10 mm!
Im Test brachte der Einsatz einer Rolle erhebliche Verbesserngen. Da die Seilführung im Eddy (oben) anders verläuft und der Nocken kleiner ist, ist der Wirkungsgrad gegenüber dem ID mit großem Nocken spürbare 6 Prozent besser
Praxistipps
Dieser Test beleuchtet den Geräteeinfluss beim Aufstieg. In der Praxis gibt es jede Menge weitere Faktoren wie Seilart, Seildurchmesser, Wetter, Aufstiegstechnik, Verschmutzung, Abnutzung und Alter des Seils u.v.m.
Den besten Aufstieg hast du mit einem neuen Seil mit hohen Gleiteigenschaften wie Ultimate Pro, einem Seildurchmesser nicht über 10,5 mm und trockenem Wetter
Technik: viele stehen beim Geräteaufstieg zuerst in die Fußschlaufe und ziehen dann das Seil durch die Umlenkung. So bildet sich eine Hohlschlaufe am Seil, das Nachziehen nervt. Besser: früher anziehen, schon beim Belasten der Fußschlinge, sowie die Hüfte mehr nach oben drücken
Rolle einsetzen: bringt richtig was. Dabei sind größere Rollen leicht im Vorteil. Auch Kugellager bringt was, ist leider teuer
integrierte Rollen sind praktisch: Kombirollen wie Petzl Rollclip, Edelrid Axiom oder die eingebaute Rolle in der Quick Roll Handsteigklemme sind besser zu bedienen und gehen weniger/gar nicht verloren. Einzelrollen als Seilumlenkung (an separatem Karabiner montiert) fallen gerne runter
ans Abseilen denken: Geräte mit großen Bremsnocken wie Petzl ID haben zwangsweise mehr Reibung, sind abwärts aber oft gut zu dosieren. Das abwärts am besten dosierbare Abseilgerät ist nach unserer Erfahrung das ISC A-B
stehen Teile heraus? Bei Geräten wie Petzl ID, Petzl Rig, ISC A-B bewegen sich die Abseilhebel beim Aufstieg. Das ist zwar nicht gefährlich, kann aber stören. Hier sind kompakte Geräte im Vorteil wie die Grigris, Sparrow, Eddy und Megawatt, auch das Druid
Ordnung bringt viel: Handsteigklemme, Maillons, Fußschlinge und Umlenkung sollten möglichst wenig aneinander reiben. Richtige Sortierung am Boden und schlanke Setups mit wenig Ösen bringen etwas!
Immer schön ordentlich: wer schon am Boden sauber aufbaut, hat weniger Mühe beim Aufstieg
Fazit
Der Vergleichstest Geräteaufstieg hat gezeigt: Grundsätzlich gehen in einem Abseilgerät beim Seilaufstieg mindestens 40 Prozent Reibungsenergie verloren. Mit Seilumlenkung liegt der Verlust bei über 50 %.
Die besten Wirkungsgrade in unserem Test haben die beiden Edelrid Geräte Eddy (baugleich mit Bornack Lory) und Megawatt sowie das ISC A-B, dicht gefolgt von den Petzl Grigris. Wer grundsätzlich große Mühe hat beim Aufstieg, kann mit diesen Geräten auf jeden Fall eine Verbesserung erzielen.
Die beste Erleichterung ohne Geräte-Neukauf bringt der Einsatz einer Umlenkrolle. Hier sind fast 20 Prozent Effizienzsteigerung drin.
Wer trotz allem Probleme hat beim Aufstieg, darf mit anderen Techniken liebäugeln. So ist der Bruststeigklemmen-Aufstieg deutlich effizienter. Diese Technik inklusive Zwischensicherung und Umbau ins Abseilgerät lernst schon du auf dem Grundkurs.
Der britische Hardware-Hersteller DMM ruft alle Besitzer ihrer Compact Swivels auf, diese ab sofort nicht mehr einzusetzen. Hintergrund ist ein Unfall, bei dem sich ein solcher Wirbel entlang der Drehachse gelöst hatte.
Vom Rückruf betroffen sind alle kompakten DMM Wirbel (siehe Foto oben, großes Foto direkt bei DMM). In unserem geoclimbing Sortiment der Focus Swivel und der Director SBB, und zwar die gesamte Baureihe seit Beginn der Fertigung – alle jemals produzierten Wirbel.
Äußerst beliebt: DMM Wirbel, hier verbaut an einem Director SBB mit integriertem Karabiner. Vom Rückruf betroffen sind auch alle anderen alle kompakten DMM Wirbel.
Du bist betroffen? So gehst du vor:
Besitzer eines DMM Swivels finden alle Details und weitere Anweisungen (in Englisch) auf dieser DMM Seite.
Die Rückruf-Abwicklung findet direkt über DMM statt. Dafür füllt jeder Nutzer ein Registrierungsformular aus (Link hier) mit Wirbel-Typ, Seriennumer und Kontaktdaten, DMM wird allen Betroffenen einen kostenlosen Rückversand/Austausch anbieten. Benutzer werden laut DMM ab Mitte/Ende November über die genaue Abwicklung informiert
DMM hat zusätzlich eine FAQ Seite eingerichtet mit allen Detailfragen und -antworten zum Produktrückruf
Die DMM Wirbel sind wegen ihrer herausragenden Funktionalität äußerst beliebt, wir haben davon Dutzende verkauft und benutzen sie selbst. Sie werden an der Drehachse verschraubt. Bei dem Unfall hatte sich diese Schraube eines Director Wirbels sukzessive gelöst/aufgeschraubt, was schlussendlich zu einem Totalversagen führte. Zum Glück war der Anwender separat gesichert, so dass niemand verletzt wurde.
Der DMM Swivel Rückruf zeigt, dass so etwas selbst in besten Häusern passiert. Alle uns bekannten Hersteller waren bereits mit einem/mehreren Produkten betroffen.
Du kommst mit dem Rückruf nicht klar oder hast weitere Fragen? Selbstverständlich helfen wir unseren Kunden weiter, einfach uns anschreiben.
Fünf Jahre hat Edelrid an seinem ersten “großen” Abseilgerät getüftelt. Herausgekommen ist das brandneue Megawatt – man wollte nicht einfach nur ein neues Gerät bringen, sondern echte Innovation. Wir hatten das im Frühjahr 2023 erscheinende Abseilgerät bereits zum Test am Seil. Hält Edelrid das Versprechen?
Was kann man an einem Abseilgerät noch groß verbessern? Es gibt doch schon Dutzende, und gar nicht so schlechte. Edelrid stellte sich bei der ersten Komplett-Eigenentwicklung genau diese Frage. Was nervt Anwender beim Abseilen? Schnell wurde den Entwicklern klar: es ist der Hebel.
Bei einigen Abseilgeräten muss man den Hebel ewig weit drehen, bis überhapt etwas passiert. Bei den meisten ist der “sweet spot”, also der eigentliche Abseilbereich, ziemlich klein und man benötigt Fingerspitzengefühl. Und bei Dritten erreicht man zu schnell die Panikbremse.
Edelrid fokussierte sich also auf den Hebel, und der ist die eigentliche Innovation. Auf den ersten Blick (und beim ersten Anfassen) ist der schon fast unverschämt kurz – wie soll man da noch anständig dosieren können? Das Geheimnis liegt im Innern: Edelrid hat als wohl erster Hersteller ein Getriebe eingebaut. Während bei anderen Geräten der Abseilhebel direkt am Bremsnocken ansetzt, wurde dem Megawatt eine Übersetzung spendiert. Die ist unsichtbar und wartungsfrei ins Gehäuse integriert und führt dazu, dass der Bremsnocken wesentlich feinfühliger angesteuert werden kann.
Klein, aber oho: der breite Abseilhebel hat ein integriertes Getriebe für extrem weiten Sweet spot.
Der Effekt ist überzeugend. Das Megawatt hat einen enorm breitbandigen “Sweet spot” von 22 cm Hebelweg und überflügelt damit jedes andere Gerät um mindestens das Doppelte. Das Praxisversprechen lautet also: sehr feine Dosierbarkeit bei kompaktem Hebel. Die Dosierbarkeit soll so gut sein, dass man den Hebel auch per Daumendruck bedienen kann.
Der Hebel wird übrigens aus zwei Komponenten gefertigt, die schwarzen Gummieinlagen sind sehr griffig. Auch die Breite trägt zum guten Grip bei.
Enorme Bandbreite
Eine weitere Auffälligkeit des Megawatt ist die enorme Bandbreite an verwendbaren Seildurchmessern. Die reicht von 8,9 bis 11,8 mm. Wir kennen kein anderes Gerät mit einer solchen Spanne! In der Praxis muss man also nicht gleich das Gerät wechseln, wenn man mal an dünneren Durchmessern von Ultraleichtseilen oder an schlanken Baumpflegeseilen klettert.
Praxistest
Beim ersten In-die-Hand-nehmen dachten wir: wasn fetter Hebel! Der ist zwar kurz, dafür aber enorm breit und ziemlich griffig. Das ganze Gerät ist trotzdem sehr kompakt – nur unwesentlich größer als das Eddy aus gleichem Haus. Mit 500 Gramm (gemessen) liegt das Megawatt 100 Gramm unter dem Petzl ID und 50 Gramm unter dem CT Sparrow. Es ist aber 90 Gramm schwerer als das Petzl Rig und bringt auch 40 Gramm mehr auf die Waage als das ISC A-B.
Sehr gut: das Befestigungsloch für den Karabiner ist so groß, dass dieser durchgedreht werden kann. Außerdem kann das Gerät geöffnet werden ohne Abnehmen vom Gurt. Geöffnet wird über einen Zweistufen-Knopf: einmal gedrückt, öffnet die Seitenplatte bis zu einer Sicherheitsnase, und erst beim zweiten Drücken geht das Gerät ganz auf. Wer also das Megawatt aus Versehen nicht ganz zudrückt, dem schwingt nicht gleich die Seitenplatte auf. In der Halboffen-Stellung wird auch über eine rote Farbmarkierung gewarnt.
Innenleben: Das Seil wird konventionell eingelegt, das Megawatt muss dazu nicht vom Gurt genommen werden. Zum Öffnen bedient man einen Knopf mit Zweistufen-Sicherheitskonzept und roter Offen-Markierung. Der Karabiner kann mitsamt Verschluss durch das Befestigungsloch gedreht werden.
Das Seileinlegen geht intuitiv wie bei anderen Geräten. Auffällig sind die zusätzlichen Edelstahlelemente am Seilein- und Ausgang. Das Megawatt macht haptisch einen sehr robusten Eindruck, da klimpert nichts. Wer möchte, kann es für stationäre Seilbetriebe/in Seilsystemen sogar verschrauben gegen unbeabsichtigtes Öffnen.
Aufstieg
Wir haben das Gerät an einem 11 mm Edelrid Static Low Stretch mit PES Mantel getestet per klassischer Aufstiegsmethode: Handsteigklemmenumlenkung per Rolle. Das Static Low stretch ist eher ein flottes Seil mit gutem Durchgang – beim Aufstieg lief es nach unserem Dafürhalten eher mittelfluffig über den Bremsnocken. Wir würden den Wirkungsgrad subjektiv ähnlich dem Petzl Rig einschätzen und etwas besser als Petzl ID und CT Sparrow. ISC A-B und Edelrid Eddy laufen gefühlt etwas besser.
Wer allerdings ein 10,5er Seil oder gar darunter einsetzt, bei dem dürfte der Aufstieg weich und problemfrei laufen, getreu dem Motto: je dünner das Seil, desto problemloser der Aufstieg.
Update 20.10.22:mittlerweile haben wir 10,5er und 9,5er Seildurchmesser getestet. An beiden Durchmessern läuft das Megawatt spürbar flüssiger als am 11er Seil. Der Wirkungsgrad am Ultimate Pro Seil liegt mit 61 % in der Top-Gruppe (Petzl ID: 56%). Je höher der Wirkungsgrad, desto geringer die Reibung im Gerät und leichter der Aufstieg. Vollständigen Labormessungen/Ergebnisse veröffentlichen wir hier in den nächsten Wochen.
Abseilen
Das Abseilen ist das eigentliche Wunder des Megawatt. Du greifst an den Hebel und denkst zuerst – huch, der ist aber kurz! Trotzdem kann man die Abseilfahrt butterweich steuern durch den enorm großzügigen Sweet spot. Auch die Breite des Hebels ist dabei praktisch. Aufgefallen ist uns auch der Soft Start: während man bei anderen Geräten erst einmal zerren muss, bis überhaupt etwas passiert, spielt Edelrid die Getriebeübersetzung aus, und man kann müheloser und weicher in die Abwärtsfahrt gehen.
Durch das Getriebe kann der Hebel auch per Daumendruck bedient werden (links) oder im konventionellen Abseilmodus (rechts).
Das Abseilen lässt sich so gut dosieren, dass Edelrid noch einen andere Handhaltung vorsieht – von innen gegen den Hebel drücken per Daumen. Tatsächlich funktioniert auch das ziemlich gut.
Lässt man den Hebel los, klappt dieser automatisch in die Zu-Stellung an die Gehäuseseite und ist aus dem Weg.
Bis zum Eingreifen der Panikbremse dauert es lang und man muss weit “überziehen”. Die macht dann nicht “klack” wie z.B. Petzl ID, sonder eher ein weicheres “Fump”. Nach dem Greifen der Paniksicherung bleibt der Hebel offen stehen. Zum Zurückstellen muss man ihn wie beim Eddy fest zurückdrücken oder durch langsames Drücken mit offenem Hebel weiter abseilen. Hier finden wir das automatische Zurückstellen beim Petzl ID narrensicherer.
Update 20.10.22 nach weiteren Tests: zum Zurückstellen der Paniksicherung reicht auch eine kurze Entlastung des Geräts, etwa kurz in die Fußschlaufe stellen oder an einer Konstruktion/Ast hochziehen. Sogar ein kräftiger Zug am Seil reicht. Der Hebel schnappt dann automatisch in die Ausgangsstellung zurück. Die Paniksicherung greift auch an dünneren Seildurchmessern sehr spät und durch die gute Dosierbarkeit kommen höchstens Anfänger in den Grenzbereich.
Im Panikmodus bleibt der Hebel offen stehen und muss zurückgedrückt werden. Gut: zum Seilausgeben am Boden kann man per Daumen den Bremsnocken direkt drücken.
Wir haben das Megawatt auch in simulierter Schrägseilsituation ausprobiert, vergleichbar mit dem Abseilen im Steilgelände mit Bodenkontakt. In solchen Situationen greifen bei vielen Geräten die Paniksicherungen zu schnell und nerven. Nicht so beim Megawatt: es spielt seinen enormen Hebelweg aus, und man kann fast genauso gut runter wie bei Geräten ohne Paniksicherung.
A propos runter: wer aus dem Baum kommt und sein Seil für den Ausbau entspannen möchte, der kann den Bremsnocken direkt drücken per Daumen – funktioniert einfach und schnell.
Fazit
Nach unserem ersten Test finden wir das Megawatt ein gelungenes Gerät mit sehr vielen guten, zuweilen einzigartigen Features. Es besticht durch Kompaktheit, Robustheit und gute Bedienung – ein echter Allrounder, der andere Geräte in dieser Preisklasse zuweilen übertrumpft. Für unsere Zwecke würden wir das Megawatt daher dem Petzl ID jederzeit vorziehen. Insbesondere die Bedienung finden wir viel praxiskonformer.
Das herausragende Feature ist tatsächlich der Hebel. Seine Kompaktheit benötigt eine erste Eingewöhnung. Ähnlich wie beim Fahrrad – wer dort von Felgen- auf Hydraulikbremsen mit Dreifingerhebeln umsteigt, merkt was möglich ist.
Auf Dauer hat das Edelrid Megawatt auf jeden Fall Spaßpotenzial. Auch sehen wir keine wirklichen Schwächen. In der 200-Euro-Preisklasse gibt es jetzt also einen ernsthaften Konkurrenten zu den Platzhirschen.
Preis, technische Daten, Verfügbarkeit
Das Megawatt wird für 190 Euro in den Handel kommen
verfügbar ab etwa Februar 2023
für Seile von 8,9 bis 11,8 mm Durchmesser
Gewicht 500 Gramm (gemessen)
für Benutzergwichte bis 200 kg
zertifiziert nach EN 12841, EN 341, EN 15151
Kaufen
Das Edelrid Megawatt findest du zum kaufen hier. Die Vorbestell-Aktion läuft bis Dezember.