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Mach weg den Dreck

Dez 30, 2022 | Tipps, Tests, Produkte | 0 Kommentare

Winterzeit ist Pflegezeit – perfekt, um deiner Kletterausrüstung etwas Liebe entgegen zu bringen. Es muss ja nicht gleich so dreckig zugehen wie oben in der Höhle. Denn Ausrüstungspflege ist weit mehr als Putzfimmel: sie hält dadurch länger, funktioniert besser und macht mehr Freude. Wie aber richtig reinigen? Was ist erlaubt und was nicht?

Nach wie vor hält sich hartnäckig das Alpin-Märchen, dass Ausrüstung auf gar keinen Fall gereinigt werden sollte. Diese Ansicht ist längst überholt: das Saubermachen deiner Ausrüstung ist grundsätzlich erlaubt. Denn die Vorteile gut gepflegter Ausrüstung sind vielfältig:

  • Karabiner laufen besser und verschleißen weniger
  • Gurte und Helmpolster müffeln weniger und bleiben weicher
  • Bandschlingen sind weicher
  • Seile halten länger und bleiben flexibler
  • Abseilgeräte laufen besser

Bei der Reinigung von Kletterausrüstung gibt es ein paar Dinge zu beachten – immerhin hängt dein Leben dran. Hier die wichtigsten Praxis-Tipps unserer PSA Exerten.

Austrialpin Ovalo GI Schraubkarabiner Sicherheitsmarkierung

Austrialpin Karabiner mit Messinghülse: von Anfang an robust und weniger dreckanfällig

Karabiner – quietschen heißt “Aua”

Schmutzige und schlecht gewartete Karabiner sind erheblich schlechter zu bedienen. Spätestens wenn der Drehverschluss quietscht, heißt das “Aua!” – der Karabiner will gewartet werden!

Grundreinigung: Karabiner kannst du im Spülbecken mit Handspülmittel reinigen. Ruhig 30 Minuten einweichen lassen. Reinigung mit einem weichen Schwamm. Wer ein Ultraschallbad besitzt, kriegt den Dreck auch aus kleinen Ritzen. Auch möglich: die Reinigung im Geschirrspüler. Dafür allerdings kein Reinigungssalz verwenden, auch keine Tabs. Salz greift Aluminium an. Dein Salzbehälter muss also leer sein.

Pflege: alle beweglichen Teile mit Öl behandeln. Ideal ist Ballistol, Waffenöl, Nähmaschinenöl oder auch WD40. Ist ein Aufsatzröhrchen für den Spraykopf dabei, kannst du punktgenau schmieren. Gleiches gilt für Öl-Pipetten. Das Öl sollte harzfrei und säurefrei sein. Keine Sorge: sollte später Öl auf das Seil oder Bandschlingen geraten, macht das nichts aus – diese Materialien sind ölresistent.

Praxistipp: weißt du von vorher, dass deine Karabiner viel Schmutz ausgesetzt sind (z.B. bei Höhlentouren), mache es wie die Profis und verwende besonders robuste Stahlkarabiner mit Schraubverschluss. Letzterer ist weniger dreckanfällig und funktioniert unter Extrembedingungen (Dreck, Eis) zuverlässiger als Trilock-Verschlüsse. Einige Karabiner von Austrialpin haben daher bereits in der Alu-Variante besonders robuste Messinghülsen mit Dreckrinne.

Weitere Tipps zu Karabinern findest du im Wissensbereich.

Seile – fluffig rauf und runter

Dreckige Seile haben vor allem einen Nachteil: sie laufen schlecht durchs Abseilgerät. Doch es hält sich das Gerücht, dass Seile niemals gereinigt werden sollten. Das ist falsch, denn die Vorteile von sauberen Seilen überwiegen:

  • es dringt weniger Dreck in den Kern, der diesen durch Reibung beschädigen kann
  • saubere Seile sind geschmeidiger

Manche Dynamikseile sind imprägniert, was es an Statikseilen nicht gibt. Da Seilkletterer nahezu ausnahmslos an Statikseilen klettern, kann dort also auch keine Imprägnierung durchs Waschen verloren gehen.

Für speziell imprägnierte Dynamikseile gilt allerdings: Waschen verringert die Imprägnierung, manche Dynamikseile werden dann auch steif. Imprägnierte Dynamikseile findest du überwiegend im Winter-Alpinsport wie Tourengehen, Eisklettern oder Hochgebirgsklettern. Unsere Tests haben ergeben, dass imprägnierte Seile den Schmutz länger fernhalten und länger geschmeidig bleiben. Trotzdem haben sich Imprägnierungen bei Statikseilen nicht durchgesetzt – wir kennen kein imprägniertes Statikseil auf dem Markt.

Ein weiteres Argument gegen das Waschen von Seilen ist die Verringerung der Reißfestigkeit. Das ist teilweise richtig, wie unser Artikel über einen Waschmitteltest belegt. Wer allerdings das richtige (Seil-)Waschmittel verwendet, hat diese Probleme nicht, und die Vorteile der Reinigung überwiegen eindeutig.

geoclimbing Rope Cleaning Set: ideal zur Seilreinigung

Das geoclimbing Rope Cleaning Set gehört zu den effizientesten und sichersten Seilreinigungsmethoden

Grundreinigung: du hast grundsätzlich die Wahl zwischen Badewanne und Waschmaschine. Erstere ist schonender und führt zu besseren Ergebnissen: Wasser zusammen mit (Seil-)Waschmittel in die Wanne geben, bis das Seil vollständig bedeckt ist. Eine Stunde einweichen lassen. Dann zweimal durch die Rope brush ziehen. Wasser ablassen und Nachspülen. Reinigung in der Maschine: Wollwaschgang, wenig (Seil-)Waschmittel.

Generell gilt: Wassertemperatur max 30 Grad, niemals Vollwaschmittel verwenden, stattdessen spezielle Seilwaschmittel oder Color-Waschmittelgel. Niemals Weichspüler verwenden.

Zum Trocknen legst du das Seil am besten auf dem Boden aus, keine direkte Sonne. Trocknungszeit liegt etwa bei zwei Tagen. Sollte noch Restfeuchtigkeit drin sein, macht nichts: auch an einem feuchten Seil kannst du klettern, es läuft nur etwas schwerer durchs Gerät.

Harzflecken: bekommst du am besten mit Alkohol (Spiritus) entfernt: auf Küchenkrepp geben und abreiben. Keine Sorge, Alkohol macht Seilmaterialien nichts aus. Keine sonstigen Lösungsmittel verwenden!

Seilpflege: bitte keine Textilpflegemittel verwenden wie Sprayimprägnierungen etc. Die beste Pflege für dein Seil ist die richtige Aufbewahrung: trocken, luftig und nicht zu warm. Weitere Tipps zur Seilpflege findest du im Wissensbereich.

Alles waschbar: Gurte, Schlingen und Textilien

Entgegen landläufiger Meinung dürfen Gurte und Bandschlingen (fast) genauso wie andere Textilien behandelt werden, sprich: per waschen in der Maschine. Auch hier gilt: maximal 30 Grad, am besten Seilwaschmittel oder Colorgel, niemals Vollwaschmittel/-pulver.

Da Gurte in der Maschine wegen ihre Metallteile ordentlich klimpern können, kannst du alternativ wie bei Seilen vorgehen und stattdessen die Wanne benutzen.

Wenn du schon dabei bist: auch Helmpolster können eine häufige Reinigung vertragen. In vielen Helmen wie von Kask oder Edelrid sind sie abnehmbar. Beim Entfernen vorsichtig vorgehen und seitlich abziehen: gerne lösen sich nämlich die Klettpunkte im Helm. Hast du keine abnehmbaren Polster, kannst du sie mit Desinfektionsspray benetzen. Kask Helmpolster kannst du bei uns übrigens nachkaufen.

Seilverlauf im ISC A-B

Das ISC A-B gehört zu den robustesten Geräten überhaupt und hält mindestens doppelt so lange wie das Petzl ID . Etwas Öl auf den beweglichen Teilen reicht aus.

Geräte – hart im Nehmen

Abseilgeräte sind außerordentlich hart im Nehmen. Neben fließendem Wasser ist für die Reinigung selten mehr nötig. Ein paar Tipps:

  • Geräte mit geschlossenen Hebelkammern wie Petzl ID oder Rig trocknen dort sehr langsam. Lieber oberflächlich reinigen
  • offen gebaute Geräte ohne Kammer wie ISC A-B oder Kong Pirata verdrecken weniger, ebenso Abseilachter oder Tubes. Deshalb sind solche Geräte in besonders dreckigen Umgebungen (z.B. Höhle) im Vorteil, ebenso spezielle Speleo Geräte wie Petzl Stop
  • Alkohol darf zur Reinigung verwendet werden (falls nötig), nicht aber sonstige scharfe Reinigungsmittel, etwa aus der Autopflege
  • Handspülmittel sind ebenfalls gut geeignet
  • wer hat, kann ein Ultraschallbad verwenden

Noch wichtiger als die Reinigung ist die anschließende Pflege, bei der wir ähnlich vorgehen wie bei Karabinern: alle beweglichen Teile bekommen eine Ölung. Auch hier gilt: kommt später etwas Öl aufs Seil, macht das nichts aus. Insbesondere bei unserem Top Seller ISC A-B bringt eine dauerhaft gute Schmierung perfekte Performance.

Mehr über Abseilgeräte und Pflegetipps findest du im Wissensbereich.

Gummipflege – Rubbeldiekatz

Gummiteile kommen im Seilkletterbereich selten vor, mit einer Ausnahme: der Big Shot Schleuder. Deren Gummi kann nicht nur altern und verspröden, es kommt oft schon fabrikneu im ergrauten Zustand.

Seit Jahren widmen wir uns daher der Big Shot Pflege und bieten nach wie vor als Einzige die Big Shot bereits beim Neukauf mit regeneriertem Gummi an. Wegen der hohen Nachfrage haben wir seit 2022 die Big Shot Silikonisierung auch als separat erhältliches Pflegemittel. Biggie Balsam ist eine fett- und ölfreie, ungiftige Emulsion, die per Schwamm auf das Gummi aufgetragen wird.

Biggie Balsam ist extrem ergiebig

Aus alt mach neu: mit der richtigen Gummipgflege wie Biggie Balsam verlängerst du die Lebensdauer des Big Shot Gummis.

Ein derart von uns zu Testzwecken seit 10 Jahren behandeltes Big Shot Gummi weist fast die gleichen Eigenschaften auf wie am ersten Tag. Zur Pflege der Big Shot und weitere zahlreiche Biggie-Tipps findest du im Wissensbereich.

Fazit

Ausrüstungspflege kann richtig Spaß machen und hat den zusätzlichen Effekt, dass du daran länger Freude hast. Mit wenig Aufwand kannst du schon viel erreichen.

Wir pflegen unsere Ausrüstung regelmäßig etwa 2 Mal pro jahr bzw. nach Bedarf. Allerdings gibt es bei der besten Pflege auch Grenzen: Die sogenannte “Ablegereife” schreibt vor, dass alle textile Klettermaterialien meist nach 10 Jahren wegen deren natürlicher Alterung nicht mehr verwendet werden soll. Dann ist Zeit für Neues. Karabiner und Geräte haben keine solche Aussortier-Pflicht: theoretisch kannst du sie ewig verwenden, solange sie nicht beschädigt odr zu sehr abgenutzt sind. De richtie Pflege ist daher um so wichtiger!

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